Am
Anfang der Recherche konnte ich nicht ahnen, mir waren nur wenige Namen
bekannt, dass ich mit so vielen Opfern konfrontiert werden würde.
20 Personen haben einige Jahre ihres Lebens in Luckau verbracht und wurden
später ausgegrenzt, ausgeplündert und ermordet. Ich habe auf
dieser Seite versucht, die Lebens- und Leidensgeschichten der Opfer stichpunktartig
aufzuzeichnen. Besonders deprimierend waren die Studien der Vermögensunterlagen.
Ich wusste um ihre Ermordung, aber zu sehen, wie sie vor ihrer Deportation
mit zittriger Schrift die Vermögenserklärung ausfüllen
mussten, war unerträglich. Die Betroffenen waren im Alter zwischen
56 - 81 Jahren. Einige Vermögensakten belegen die bürokratische
Abwicklung der schrittweisen Ausgrenzung bis hin zur Deportation sowie
die damit einhergehende Verwertung des Besitzes. Die vorhandenen amtlichen
Schreiben, Verfügungen, Rechnungen und Kalkulationen beleuchten
das bürokratische und private Handlungsgeflecht: Bürgermeister,
Finanzamt, Versicherungen, Landrat, Kreisverwaltung, Regierungspräsident,
Polizei, Post, Sparkassen, Gerichtsvollzieher, Transportunternehmer,
Gebrauchtwarenhändler, Käufer, Vermieter und Nachmieter - sie
alle haben bei der Enteignung und Aneignung jüdischen Eigentums
zusammengewirkt. Einige Dokumente sind exemplarisch bei Jenny Schoenlank
aus Rietzneuendorf anzuschauen. Die Angaben in den ersten 3 Zeilen einer
Tabelle stammen hauptsächlich aus den Unterlagen der Volkszählung
vom 17. 05. 1939 in Deutschland. Dort wurden der Name, Vorname, Geburtsdatum,
Geburtsort, Abstammung und die Meldeadresse des Haushaltsvorstand erfasst.
Ferner wurden im Falle eines bevorstehenden Umzuges die Verzugsadresse
und akademische Bildungsabschlüsse vermerkt. Bereits am 30. 4. 1939
wurde das »Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden« erlassen.
Es regelte die Zusammenlegung jüdischer Familien in »Judenhäusern« und
die »Entjudung des Wohnraums«. Juden durften nun nicht mehr
in »arischen« Häusern wohnen. Das dürfte auch der Grund
sein, warum sich bei einigen Personen der Aufenthaltsort zwischen Mai
1939 und der Deportation nicht ermitteln lässt. Später wurde noch ergänzt, ob die Person zum RAD (Reichsarbeitsdienst) eingezogen wurde. Zusätzlich gab es noch personenbezogene Vermerke auf den Originalbögen, wie zum Beispiel zur Staatsbürgerschaft. Der Eintrag zur Abstammung wurde nach den Kriterien der nationalsozialistischen Rassedefinition durchgeführt. Es wurde unterschieden in die Kategorien »Volljude« (JJJJ), »Arier« und »Mischling« (z.B. JJNN). Die Angaben zum Beruf basieren auf Archivunterlagen und Adressbucheinträge. Die 4. Zeile enthält Informationen über die Zeit vor der Deportation. Die Zeilen 5 und 6 beinhalten Angaben zur Deportation und zum Schicksal von Familienangehörigen. Erläuterungen zu den Fußnoten 1 – Unterlagen der Volkszählung vom 17.05.1939, Bundesarchiv Berlin 2 – Datenbank der Holocaust Opfer von Yad Vashem, Jerusalem 3 – Luckauer Heimatkalender 1989 und 1990 4 – „Die »Judendeportationen« aus dem Deutschen Reich 1941-1945”, Alfred Gottwaldt und Diana Schulle 5 – Landeshauptarchiv Potsdam 6 – Berliner Adressbücher, Zentral- und Landesbibliothek Berlin 7 – „Mein Leben im KZ Sachsenhausen”, Harry Naujoks 8 – Berliner Gedenkbuch, Zentrum für Berlinstudien 9 – Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen 10 – Standesamt Luckau 11 – „Gestern sind wir hier gut angekommen” Der Speicher Heft 9, Jahresschrift des Kreismuseums Finsterwalde 12 – 100 Jahre Krankenhaus Luckau 13 – „Buch der Erinnerung” Alfred Gottwaldt und Diana Schulle K·G·Saur München 2003 |
Name / Geburtsname Tasselkraut 1, 2 |
Vorname David 1, 2 |
Geburtsdatum 23.02.1899 1, 2 |
Geburtsort Poznan (Polen) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat 04.02.1922 3 |
Ehepartner/in Helene gest. 17.01.1948 3 |
Kinder Pflegekind Eleonore, geb. 2.3.34 3 |
Eltern Jakob Jenny geb. Lewin |
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Meldeadresse Luckau Niederlausitz Gartenstraße 4 1, 3 |
Beruf Arbeiter 3 |
RAD | ||
Die Mutter von David Tasselkraut, Jeanette, wohnt ab 1922
mit seinem Bruder Lois (genannt Leo) in Berlin in der Lottumstraße 10a. Sein Vater Jakob war schon verstorben. David Tasselkraut war SPD Mitglied. Infolge der November Pogrome wurde er verhaftet und vom 10.11.1938 – 02.1939 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Während dieser Zeit wurde den Eheleuten Tasselkraut ihr Pflegekind Eleonore entzogen und von einer Familie in Berlin adoptiert. 1942 erneute Verhaftung und einige Tage Aufenthalt im Gefängnis Luckau. Von dort wurde er wahrscheinlich nach Berlin oder Frankfurt/Oder überstellt und nach Auschwitz deportiert. 1933 heiratet sein Bruder Leo (1908 in Posen geb.) in Berlin standesamtlich Olga Niereisel. Da Frau Niereisel nicht Jüdin war, muss sie aus der evangelischen Kirche austreten. Leo Tasselkraut der in einer »Mischehe« lebt, muss nach Kriegsbeginn Zwangsarbeit verrichten. 1942 wird ihr Sohn Karl-Heinz geboren. Um ihn zu schützen, versucht Frau Tasselkraut ihn taufen zu lassen. Die evangelische wie katholische Kirche lehnen dies ab. Hilfe findet sie bei der Bekennenden Kirche in Berlin-Dahlem. Diese gründete sich im Mai 1934 als Reaktion auf die Übernahme des staatlichen Arierparagraphen, mit dem getaufte Juden als »Nichtarier« aus der Evangelischen Kirche ausgeschlossen werden sollten. Zu den Gründern gehörten u.a. Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer. Am 27. Februar 1943 begannen SS und Gestapo in der so genannten „Fabrikaktion”, die noch verbliebenen Berliner Juden zu verhaften und in mehrere Sammellager zu bringen. Leo Tasselkraut wurde mit ca. 2000 Personen die in deutsch-jüdischen »Mischehen« lebten in das Gebäude Rosenstr. 2-4 in Berlin-Mitte gebracht. Auch Frau Tasselkraut wartet mit hunderten anderen Familienangehörigen vor dem Gebäude auf die Freilassung ihres Mannes. Am 02.03.1943 wird er entlassen und muss weiterhin Zwangsarbeit verrichten. Bei dieser Tätigkeit verunglückt er 1943 tödlich und wird auf dem jüdischen Friedhof Weissensee beerdigt. 3 |
||||
Deportation 1942 2, 3 |
Ort Auschwitz II Birkenau 2, 3 |
Gestorben 08.02.1943 2, 3 |
Todesursache Erfroren 2 |
|
Vom 11.7 – 13.7.42
fanden mehrere Transporte von Berlin/Bielefeld/Hamburg statt, deren Ziele
sich nicht mehr genau bestimmen lassen. Am 29.11.42 fand der erste Transport
deutscher Juden aus dem »Altreich« nach Auschwitz statt.
Es war der »23. Berliner Osttransport« und hatte 998 Insassen.
Neben Einwohnern Berlins befanden sich auch 8 Personen aus Polizeigefängnissen
darin. Der »24. Berliner Osttransport« nach Auschwitz fand
am 9.12.42 statt. Die 994 Insassen setzten sich möglicherweise aus
einzelnen Sammeltransporten zusammen. Der letzte Transport nach Auschwitz
vor der Verkehrssperre zu Weihnachten und Jahreswechsel fand am 14.12.42
statt. Er hatte 815 Insassen. Bis zum 8.2.1943 fanden keine Transporte
von Berlin nach Auschwitz statt. Das Standesamt Auschwitz teilt Frau
Tasselkraut am 13.03.43 mit, dass der Arbeiter David »Israel« Tasselkraut
am 08.02.43 um 17.25 Uhr verstorben ist. David Tasselkrauts Mutter Jeanette (Jenny) geboren 1863 in Czarnikau stirbt 1943 in Theresienstadt. Seine Schwester Margarete (Grete), der Schwager und deren 2 Kinder wurden in Auschwitz ermordet. 4, 3 |
Name / Geburtsname Simon / Oberschützky 1, 2 |
Vorname Betty 1, 2 |
Geburtsdatum 28.05.1885 1, 2 |
Geburtsort Immenrode Kreis Sondershausen, Thüringen 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Arthur Sally ermordet 02.03.1943 1, 2, 3 |
Kinder Paula geb. 12.10.1915 Ruth geb. 22.02.1921 Exil England Ruth ab 1947 USA 3 |
Eltern Joseph Pauline geb. Katz |
|
Meldeadresse Berlin Woldenberger Str. 13 HW bei Friedländer (Prenzlauer Berg, heute Dietrich-Bonhoeffer-Str.) 1 |
Beruf Einzelkauffrau 3, 5 |
Verzugsadresse Blumenthalstraße 1 |
RAD 30.09.1941 1 |
|
Siehe Arthur Simon. | ||||
Deportation 26.10.1942 2 |
Ort Riga 4 |
Gestorben 29.10.1942 4 |
Todesursache ermordet (Erschießung) 2 |
|
Am 25.10.1942
muss Betty Simon ihre Vermögenserklärung abgeben. Mit
dem »22.
Osttransport« wird sie am 26.10.1942 vom Bahnhof Putlitzstraße,
auch Bahnhof Quitzowstraße genannt, deportiert. Diese Deportationsmaßnahme
ist unter dem Namen »Gemeindeaktion« bekannt, weil sich unter
den 798 Insassen 204 Angestellte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
befanden. Nach Augenzeugenberichten wurden die ankommenden Juden
aus Deutschland im September und Oktober 1942 vom Güterbahnhof Riga-Skirotawa
nach Salaspils in den Wald gebracht und dort erschossen. Insgesamt
sind etwa 25.000 deutsche Juden nach Riga deportiert worden. Die wenigsten
von ihnen haben überlebt. Betty Simon hatte zwei Schwestern. Hedwig
wurde 1887 und Selka 1889 geboren. Während des Krieges lebten sie
in Köln. Selka wurde 1941 nach Litzmannstadt deportiert. Die Umstände
des Todes sind unbekannt.
4, 5 |
Name / Geburtsname Simon 1, 2 |
Vorname Arthur Sally 1, 2 |
Geburtsdatum 21.01.1887 1, 2 |
Geburtsort Linderode Kreis Sorau / Mark Brandenburg 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Betty ermordet 29.10.1942 1, 2, 3 |
Kinder Paula geb. 12.10.1915 Ruth geb. 22.02.1921 Exil England 3 |
||
Meldeadresse Berlin Woldenberger Str. 13 HW bei Paul Friedländer (Prenzlauer Berg, heute Dietrich-Bonhoeffer-Str.) 1 |
Beruf Einzelkaufmann 3, 5 |
Verzugsadresse Usedomer Str. 13 1 |
RAD 25.09.1941 A. Simon arbeitet als Transport-Arbeiter bei Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik AG (DWG) Borsigwalde (Wittenau) 1, 5 |
|
Die Fam. Simon besaß in der Lange Straße
52 in Luckau ein Geschäft
(genannt Simons Eck). Am Abend des 10.11.1938 zerstörten SS und SA-Horden
das Geschäft und die Wohnung. Teilweise wurde auch geplündert.
Danach hielt sich die Familie nur noch einige Zeit, teilweise versteckt,
in Luckau auf. Die Information, dass die Töchter bei einem Arzt in Luckau versteckt waren, wird von Ruth Hamburger nicht bestätigt. Am 20.12.1938 stellte Arthur Simon in Luckau
schriftl. den Antrag für
eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, Voraussetzung für die Ausstellung
eines Reisepasses. Als Auswanderungsziel war Peru (Südamerika) angegeben.
Reisetag sollte der 24.01.1939 sein. In der Zwischenzeit waren sie nach
Berlin verzogen. Am 15.02./03.06/08.06 1939 stellte Arthur Simon erneut
schriftlich Anträge
für eine Unbedenklichkeitsbescheinigung
für Tochter
Paula. Als Ziel war
Harpenden in England angegeben. Später wohnen sie in Berlin N31, Usedomerstr.
14 bei M. Blumenthal. Die Töchter Ruth und Paula konnten sich in Sicherheit
bringen und emigrierten nach England. Arthur und Betty Simon schaffen
es nicht, Deutschland zu verlassen. 1942 wohnen sie bei Kurt Casparius
in der Fehrbelliner Str. 21 und bewohnen 2 Zimmer. 1947 ging Ruth in die
USA. 3, 5 |
||||
Deportation 02.03.1943 2 |
Ort Auschwitz 4, 2 |
Gestorben verschollen |
Todesursache ? |
|
Am 28.02.1943
muss Arthur Simon seine Vermögenserklärung abgeben. Am 02.03.1943 fand
der »32.
Osttransport« aus
Berlin statt. Diese Deportationsmaßnahme
war der dritte Großtransport
nach der »Fabrikaktion«. Bekannt, weil bis dato jüdische
Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie zurückgestellt wurden. Diese
Sicherheit gab es nun nicht mehr. In diesem Transport befanden sich 1756
Männer, Frauen und Kinder. Nach der Selektion in Birkenau wurden 580
Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen Menschen wurden zu den
Gaskammern gebracht. Am 24.04.43 werden die Zimmer in der Fehrbelliner Str. 21 geräumt. Arthur Simon hatte 3 Schwestern. Über Elsbeth, geboren am 25.04.1883 in Linderode, ist bekannt, dass sie den Holocaust in einem Konzentrationlager oder im Untergrund überlebt hat. 4, 5 |
Name / Geburtsname Loewenstein / Simke 1, 2 |
Vorname Martha 1, 2 |
Geburtsdatum 02.05.1877 1, 2 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Bernhard geb. 29.12.1875 in Breslau, Kaufmann RAD 26.09.1941 deportiert am 02.04.1942 nach Trawniki 2 |
Kinder Charlotte geb. 15.11.1910 RAD 30.09.1941 deportiert am 06.03.1943 nach Auschwitz 2 |
Eltern Chaskel Simke Johanna geb. Drucker (In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 40 und im Haus Nr. 99) 10 |
|
Meldeadresse Berlin-Steglitz Albrechtstr. 118 1 |
Beruf | Verzugsadresse |
RAD 27.09.1941 1 |
|
Ab 1916 bis zur Deportation lebte die Familie Loewenstein in der Albrechtstraße
118. Bernhard Loewenstein war als Vertreter und Kaufmann tätig. 6 |
||||
Deportation 02.04.1942 2 |
Ort Trawniki bei Lublin/Warschau 2, 4 |
Gestorben verschollen 2 |
Todesursache ? |
|
Am 02.04.1942 fand der »12. Osttransport« aus
Berlin statt. Hierzu sind nur noch fragmentarische Listen vorhanden. Darin
befanden sich etwa 645 bis 659 Juden aus Berlin. Dieser Sonderzug wurde
auf dem Güterbahnhof Moabit abgefertigt. Die verwendete Zielangabe Trawniki
bei Lublin war kaum der endgültige
Bestimmungsort. Trawniki 35 km östlich
von Lublin, hatte eine Bahnstation und war wohl nur ein Kennwort. In Trawniki
befand sich ein Ausbildungslager für »fremdvölkische Einheiten« der
SS. Die Freiwilligen rekrutierten sich aus Volksdeutschen, in erster Linie
aber Ukrainern, Letten und Litauern. Im Mai 1942 wurde dort auch ein Arbeitslager
aufgebaut. Hier wurden vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene und polnische
Juden inhaftiert. Am 3.11.1943 wurde das Lager liquidiert und 6000-10.000
Juden erschossen. Das Ghetto in Lublin wurde bereits am 16.3.1942 geräumt.
Die Alten und Kranken wurden sofort erschossen. Am 17.03.42 begannen die
Deportationen nach Belzec. Wahrscheinlich wurde der Transport mit dem Ehepaar Loewenstein nach Warschau geschickt. Beim Warschauer Judenrat notierte man am 05.04.1942 die Ankunft von 1025 Juden. Sie wurden in der »Quarantäne Gerichtsstraße 109-111« zu Warschau untergebracht. In diesem Transport befanden sich auch der Glasermeister Julius Burchardi und seine Frau Minna aus Lübben. Es wird vermutet, dass sie in das Vernichtungslager Treblinka überführt wurden. 4 |
Name / Geburtsname Simke 1, 2 |
Vorname Siegfried 1, 2 |
Geburtsdatum 08.03.1876 1, 2 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Martha deportiert 2 |
Kinder 1 Junge, deportiert 2 |
Eltern Chaskel Simke Johanna geb. Drucker 10 |
|
Meldeadresse Berlin-C2 Mitte, Friedrichshain Große Frankfurter Straße 65, (heute Frankfurter Allee und Karl-Marx-Allee) 1 |
Beruf Kaufmann 6 |
Verzugsadresse b. Frau S. Steinberg Hochmeisterstraße 10 (Prenzlauer Berg, heute Husemannstr.) 1 |
RAD 25.09.1941 1 |
|
Siegfried Simke hatte, wie auch sein Vater
Chaskel, ab 1901 eine Woll-Lumpen Handlung in Berlin. Bis 1918 hatte er
verschiedene Geschäftsadressen, die in den Bezirken Prenzlauer Berg
und Friedrichshain lagen. 1929-1931 findet sich wieder eine Textil Rohmaterialhandlung
in der Linienstraße 217. In den Unterlagen von Yad Vashem wird als
Adresse vor und während
des Krieges Berlin NO 55, Jablonskistr. 37 angegeben, auch in der Vermögenskartei
steht diese Anschrift. Bei wem die Familie wohnte ist unbekannt. 6 |
||||
Deportation 27.10.1941 2, 4 |
Ort Litzmannstadt (Lodz) 2, 4 |
Gestorben verschollen 2 |
Todesursache ? |
|
Dieser Transport war der 3. aus Berlin seit Beginn der
Deportationen. Der Abgangstag dieses Transportes ist ungewiss, es kann
auch der 29.10 gewesen sein. Die Deportationslisten sind weitgehend verschollen.
Es kann von ca. 1000 Deportierten ausgegangen werden. Im Ghetto Litzmannstadt
starben die Insassen an Hunger, Krankheit und Überarbeitung. In der
Folgezeit wurden die Menschen in das 60 km entfernte Tötungslager Kulmhof
(Chelmo) im Warthegau gebracht. Im August 1944 wurden die verbliebenen
80.000 Menschen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Von den ca. 205.000 verschleppten Menschen überlebten geschätzte 5.000-6.000. 4 Ergänzung: Laut Transporteingangsunterlagen des Ghettos wird Siegfried mit seinen Geschwistern in die Gnesener Straße 26 eingewiesen. In den Meldeunterlagen wird die Adresse teilweise auch als Greisenheim bezeichnet. Als Beruf wird Kaufmann angegeben. In dem Transport befanden sich 1051 Personen. Es war der insgesamt 15. Transport nach Litzmannstadt. In einem anderen Dokument wird als Anschrift auch das Greisenheim II in der Hohensteiner Straße genannt. Martha Simke ist nicht in den Unterlagen aufgeführt. Siegfried Simke stirbt am 24.04.1942 im Alter von 66 Jahren im Ghetto. 14 |
Name / Geburtsname Simke 1, 2, 10 |
Vorname Oscar 1, 2, 10 |
Geburtsdatum 29.07.1881 1, 2, 10 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2, 10 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Helene, geb. Thierfeldt geb. 28.06.1893 1 |
Kinder Günther geb. 11.03.1924 JJNN (in der Volkskartei erfasst) 1 |
Eltern Chaskel Simke Johanna geb. Drucker 10 |
|
Meldeadresse Berlin, Charlottenburg Riehlstr. 2 SF III 1 |
Beruf Kaufmann Buchhalter 6 |
Verzugsadresse |
RAD 24.09.1941 1 |
|
Um 1910 ist auch Oscar
Simke im Lumpen-Geschäft tätig. Er wohnt in der Prinzenstraße.
Später ist er für
Jahre nicht in Berlin. Ab 1935 lebt er mit seiner Familie in der Riehlstraße.
Ab 1941 ist Helene Simke als Kauffrau im Adressbuch eingetragen, weil
dies nur noch »arischen« Bürgern vorbehalten
war. 6 |
||||
Deportation |
Ort |
Gestorben 9.11.1942 8 |
Todesursache Freitod 8 |
|
In den Unterlagen von Yad Vashem ist erkenntlich, das
Oscar Simke auf einer Deportationsliste von Berlin erfasst war. Um
der Deportation zu entgehen wählt er am 9.11.1942 den Freitod. 2, 8 |
Name / Geburtsname Rochocz, Simke 1, 2 |
Vorname Zerline 1, 2 |
Geburtsdatum 03.08.1874 1, 2 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat Witwe 6 |
Ehepartner/in |
Kinder |
Eltern Chaskel Simke Johanna geb. Drucker 10 |
|
Meldeadresse Berlin, Prenzlauer Berg Heinrich-Roller-Str. 1 v. l. 1 |
Beruf | Verzugsadresse |
RAD 25.09.1941 1 |
|
Schreiben vom 17.06.1902 nach Luckau zwecks Geburtsurkunde.
Wohnhaft in Berlin N, Schönhauser Allee 167. Dort hatte
ihre Vater Chaskel Simke eine Lumpenhandlung Engros. Von 1939 bis zur
Deportation 1941 wohnt Zerline Rochocz wie ihre Schwester Elfriede
in der Heinrich-Roller-Straße 1 bei Frau Weintraub. 5, 6 |
||||
Deportation 27.10.1941 2 |
Ort Litzmannstadt (Lodz) 2, 4 |
Gestorben verschollen |
Todesursache ermordet |
|
Dieser Transport war der 3. aus Berlin seit Beginn der Deportationen. Der Abgangstag dieses Transportes ist ungewiss, es kann auch der 29.10 gewesen sein. Die Deportationslisten sind weitgehend verschollen. Es kann von ca. 1000 Deportierten ausgegangen werden. Im Ghetto Litzmannstadt starben die Insassen an Hunger, Krankheit und Überarbeitung. In der Folgezeit wurden die Menschen in das 60 km entfernte Tötungslager Kulmhof (Chelmo) gebracht. Zerline wird am 12.05.1942 nach Kulmhof deportiert. Im
August 1944 wurden die verbliebenen 80.000 Menschen nach Auschwitz-Birkenau
deportiert. Von den ca. 205.000 verschleppten Menschen überlebten geschätzte
5.000-6.000. 4 Ergänzung: Laut Transporteingangsunterlagen des Ghettos wird Zerline mit ihren Geschwistern in die Gnesener Straße 26 eingewiesen. In den Meldeunterlagen wird die Adresse teilweise auch als Greisenheim bezeichnet. Als Beruf wird ohne angegeben. In dem Transport befanden sich 1051 Personen. Es war der insgesamt 15. Transport nach Litzmannstadt. In einem anderen Dokument wird als Anschrift auch das Greisenheim II in der Hohensteiner Straße genannt. Da ihr Eintrag in den Meldeunterlagen nicht mehr leserlich ist, kann davon ausgegangen werden, dass sie wie ihre Schwester im Mai 42 »ausgesiedelt« wurde. 14 |
Name / Geburtsname Simke 1, 2 |
Vorname Elfriede 1, 2 |
Geburtsdatum 21.11.1879 1, 2 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat ledig |
Ehepartner/in |
Kinder | Eltern Chaskel Simke Johanna geb. Drucker 10 |
|
Meldeadresse Berlin, Prenzlauer Berg Heinrich-Roller-Str. 1 v. l. 1 |
Beruf | Verzugsadresse |
RAD 25.09.1941 1 |
|
Für Elfriede Simke lassen sich Einträge im Adressbuch erst 1939 finden. Sie wohnt bis zur Deportation mit ihrer Schwester Zerline bei Frau Weintraub in der Heinrich-Roller-Str. 1 5, 6 |
||||
Deportation 27.10.1941 2 |
Ort Litzmannstadt (Lodz) 2, 4 |
Gestorben verschollen |
Todesursache ermordet |
|
Dieser Transport war der 3. aus Berlin seit Beginn der
Deportationen. Der Abgangstag dieses Transportes ist ungewiss, es kann auch der 29.10 gewesen sein. Die Deportationslisten sind weitgehend verschollen. Es kann von ca. 1000 Deportierten ausgegangen werden. Im Ghetto Litzmannstadt starben die Insassen an Hunger, Krankheit und Überarbeitung. In der Folgezeit wurden die Menschen in das 60 km entfernte Tötungslager Kulmhof (Chelmo) gebracht. Im
August 1944 wurden die verbliebenen 80.000 Menschen nach Auschwitz-Birkenau
deportiert. Von den ca. 205.000 verschleppten Menschen überlebten geschätzte
5.000-6.000. 4 Ergänzung: Laut Transporteingangsunterlagen des Ghettos wird Elfriede mit ihren Geschwistern in die Gnesener Straße 26 eingewiesen. In den Meldeunterlagen wird die Adresse teilweise auch als Altenheim bezeichnet. Als Beruf wird Kontoristin angegeben. In dem Transport befanden sich 1051 Personen. Es war der insgesamt 15. Transport nach Litzmannstadt. In einem anderen Dokument wird als Anschrift auch das Greisenheim II in der Hohensteiner Straße genannt. Am 11.5.1942 wird sie »ausgesiedelt«. 14 |
Name / Geburtsname Hartmann 1, 2 |
Vorname Meta 1, 2 |
Geburtsdatum 02.05.1867 oder 03.05.1867 (In den Unterlagen „Beglaubigung der Geburten der Juden 1850-1942” Rep. 5 E Luckau Nr. 785) 1, 2, 5 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat ledig |
Ehepartner/in |
Kinder |
Eltern Marcus Hartmann Irmtraud Auguste geb. Pinthus in Lebus 5 |
|
Meldeadresse Berlin, Prenzlauer Berg Kastanienallee 101 III l. 1 |
Beruf Schneiderin 6 |
Verzugsadresse |
RAD |
|
Meta Hartmann wohnt seit 1917 in der Kastanienallee 101.
Bis 1933 arbeitet sie als Modistin, Näherin und Schneiderin. Bis zur
Deportation lebt sie in der Brunnenstraße 41 im Jüdischen Altersheim. Diese
Einrichtung trug den Namen Minna-Schwarz-Heim. Ursprünglich war es ein
Mütter- und Säuglingsheim. Ab 1932 wurde ein Teil des Hauses als Altersheim
genutzt. Später wurde es ein s.g. »Judenhaus«. 5, 6 |
||||
Deportation 17.08.1942 2 |
Ort Theresienstadt 2, 4 |
Gestorben In Treblinka 4 |
Todesursache ? |
|
Am 20.07.1942 muss sie ihre Vermögenserklärung
abgeben. Am 11.08.1942 wird ihr der Bescheid zugestellt, dass ihr Vermögen
eingezogen ist. Am 17.08.42 wird sie nach Theresienstadt deportiert. Dieser
Transport war der erste »große« Theresienstadt-Transport.
Bis dato wurden Einzelwagen benutzt. In diesem Transport waren mind. 165
Bewohner des Altersheim Gerlachstr. 18-21. Meta Hartmann verblieb
hier ca. 4 Wochen. In Folge der 10 großen „Herbsttransporte” wurde
sie am 19.09.1942 nach Treblinka deportiert. Von den 2000 Insassen waren
85 % älter als 60 Jahre. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 18000 Menschen
nach Treblinka transportiert. 4, 5 |
Name / Geburtsname Hartmann 1, 2 |
Vorname Marcus 1, 2 |
Geburtsdatum 30.07.1869 1, 2, 5 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Selma geb. Treumann am 17.7.1877 in Ornontowitz, deportiert am 24.08.1942 nach Theresienstadt 2, 5 |
Kinder Margarethe Berg nach Boston ausgewandert 5 |
Eltern Marcus Hartmann Irmtraud Auguste geb. Pinthus in Lebus 5 |
|
Meldeadresse Berlin-W 50 Wilmersdorf Schaperstraße 34 Gartenhaus I 5 |
Beruf Kaufmann 5 |
Verzugsadresse |
RAD |
|
Marcus Hartmann gab in den Adressbüchern von Berlin
als Vornamen Max an. In der Schaperstraße
wohnt er vom 20.03.1933 bis zur Deportation. Beglaubigungsersuch vom 11.12.1938
nach Luckau. Schreiben vom 28.05.1941 nach Luckau um „Bitte” auf
Ausstellung Geburtsurkunde mit dem Zusatz »Israel«. Am 10.08.1942
muss er seine Vermögenserklärung abgeben. Als letzte Beschäftigung gibt er
Wohlfahrtspflichthelfer an. Diese übte er bei der Jüdischen Kultusvereinigung,
Dienststelle Jüdische Winterhilfe aus. 5, 6 |
||||
Deportation 24.08.1942 2 |
Ort Theresienstadt 2, 4 |
Gestorben In Treblinka 4 |
Todesursache ? |
|
Der Transport mit der Zugnummer I/50 hatte 100 Insassen. Es gingen zwei bestellte Wagen vom Anhalter Bahnhof ab. Marcus Hartmann verblieb in Theresienstadt ca. 4 Wochen. In Folge der 10 großen
»Herbsttransporte« wurde er am 26.09.1942 nach Treblinka deportiert.
Von den 2004 Insassen waren 85 % älter als 60 Jahre. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 18000 Menschen nach Treblinka transportiert. Am 20.10.1942 wird in der Wohnung Schaperstraße eine Inventarerfassung durchgeführt. 4 |
Name / Geburtsname Berkowicz,Bock 1, 2 |
Vorname Franzisca 1, 2 |
Geburtsdatum 12.01.1877 1, 2 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Herrmann geb. 22.10.1876 in Santomischel Vermerk: Einbürgerung widerrufen Am 12.01.43 nach Auschwitz deportiert 1, 2 |
Kinder Bruno geb. 20.02.1908 in Bölzig Vermerk: Einbürgerung widerrufen Am 27.11.1941 nach Riga deportiert und am 30.11.41 ermordet 1, 2, 13 |
Eltern Lippmann Bock Lina Bock geb. Braun In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 55. 5 |
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Meldeadresse Berlin, Mitte Lothringer Str. 66, (heute Torstraße) 1 |
Beruf |
Verzugsadresse |
RAD | |
Die Familie Berkowicz kam wahrscheinlich nach
dem 1. Weltkrieg aus Westpreußen nach Berlin. Im Adressbuch von 1919
ist H. Berkowicz als Kaufmann eingetragen. Von 1921-1926 beteibt er eine
Geflügelhandlung. Bis 1937 arbeitet er als Kaufmann.
Von 1938-1939 ist er Angestellter.
1939 erscheint auch letztmalig sein Eintrag im Adressbuch. Laut Vermögenskartei seiner Schwester Adele wohnen sie in der Lothringer Str. 55. 5, 6 |
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Deportation 12.01.1943 2 |
Ort Auschwitz 2, 4 |
Gestorben In Birkenau 4 |
Todesursache ermordet (Vergasung) 4 |
|
Der »Der 26.Osttransport« aus Berlin unmittelbar
nach der Verkehrssperre. In diesem Transport befanden sich 1196 Personen.
Unter ihnen war die Schriftstellerin Else Ury. Die Autorin der populären
„Nesthäkchen
Bücher”. Nach einer Selektion wurden 127 Männer in das Lager eingewiesen.
Die übrigen Menschen wurden in den Gaskammern von Birkenau getötet. 4 |
Name / Geburtsname Bock 1, 2 |
Vorname Albert 1, 2 |
Geburtsdatum 13.10.1870 1, 2 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Elise, geb. Walter 23.02.1935 verstorben |
Kinder Margot, geb. 20.08.1907 nach England emigriert |
Eltern Lippmann Bock Lina Bock geb. Braun In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 55. 10 |
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Meldeadresse Berlin, Mitte Gormannstraße 3 1 |
Beruf Kaufmann |
Verzugsadresse |
RAD |
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Albert Bock betrieb viele
Jahre ein Konfektionshaus in Lübben in der Hauptstr. 46 und in der
Logenstraße
12. Er war Mitglied der Synagogen-Gemeinde. In der Gormannstr. 3 befand sich das „Israelische Heimathaus u. Volksküche e.V”, dort befand sich auch ein Jüdisches Altersheim. 6, 11 |
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Deportation 15.12.1942 2 |
Ort Theresienstadt 2, 4 |
Gestorben In Theresienstadt am 28.2.1943 2 |
Todesursache |
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Am 27.02.1942 muss er seine Vermögenserklärung
abgeben.
Am
1.10.1942 wird ihm der Bescheid zugestellt, dass sein Vermögen eingezogen
ist. Am 15.12.42 wird er nach Theresienstadt deportiert. Der Transport
mit der Zugnummer I/80 hatte 100 Insassen. Am 05.02.43 wird eine Bewertung
seines Habes durchgeführt und festgestellt, dass nichts vorhanden ist. 2, 4 |
Name / Geburtsname Flesch, Bock 1, 2 |
Vorname Adele 1, 2 |
Geburtsdatum 06.12.1872 1, 2 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in |
Kinder |
Eltern Lippmann Bock Lina Bock geb. Braun In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 55. 10 |
|
Meldeadresse Berlin, Horst-Wessel-Stadt (heute Friedrichshain) Neue Königstraße 91 l. SF I, (heute Otto-Braun-Straße) 1 |
Verzugsadresse |
RAD |
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Für Adele Flesch finden sich keine Einträge
in den Berliner Adressbüchern. In der Neuen Königstraße 91 wohnen in der
fraglichen Zeit die jüdischen Mieter: Arendt, Aron, Landsberger und Schäfer. Laut
Vermögenskartei wohnt sie 1942 bei ihrer Schwester Franziska Berkowicz
in der Lothringer Str. 55. 5, 6 |
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Deportation 14.09.1942 4 |
Ort Theresienstadt 2, 4 |
Gestorben 17.10.1942 2 |
Todesursache Erfroren 2 |
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Der Transport mit der Zugnummer Da 514 hatte 1000 Insassen. In diesem Transport befand sich u.a. das ganze Altersheim Iranische Straße 3 und das Taubstummen- und Blindenheim Weißensee. Es gab 57 Überlebende. 4 |
Name / Geburtsname Bock 1, 2 |
Vorname Rudolf 1, 2 |
Geburtsdatum 14.02.1875 1, 2 |
Geburtsort Luckau (Nd.Lausitz) 1, 2 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Martha geb. Laboschin in Meseritz, Krs. Pless, *4.6.1882. Am 6.12.1941 nach Riga deportiert. 13 |
Kinder |
Eltern Lippmann Bock Lina Bock geb. Braun In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 55. 10 |
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Meldeadresse Hamburg 1 |
Beruf |
Verzugsadresse |
RAD |
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Die letzte Anschrift in Hamburg war Rutschbahn 25a in Rotherbaum. Dort befand sich von 1904 bis 1942 ein jüdischer Wohnstift – Minkel Salomon David Kalker-Stiftung für Freiwohnungen. Die vier Häuser trugen die Adresse Rutschbahn 25 a. Ab Frühjahr 1942 waren auch die Häuser des Kalker-Stifts »Judenhäuser«. Bis zum April des Jahres mussten fast alle von der Gestapo erfassten Juden in Häusern des Religionsverbandes untergebracht sein. Diese Häuser wurden dann von der Gestapo »Judenhäuser« genannt. Von dort aus wurden diese Menschen in die Konzentrationslager deportiert. | ||||
Deportation 6.12.1941 1, 2 |
Ort Riga-Jungfernhof 1, 2, 4, 13 |
Gestorben verschollen 2 |
Todesursache
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Am 5.12.41 mussten die für den Transport ausgewählten
Opfer im Gebäude der Provinzialloge in der Moorweidenstraße 36 erscheinen
und dort nächtigen. Am Morgen des 6.12.41 wurden sie von Angehörigen des
Reservebataillons 101 auf Lastwagen verladen und zum Bahnhof Sternschanze
gebracht. 753 Männer, Frauen und Kinder bestiegen den Zug. Neben den
Hamburger Juden wurden auch Juden aus Niedersachsen und Danzig deportiert.
Das Durchschnittsalter betrug 48 Jahre. Der Transport kam am 9.12.41 in
Riga an. Deren Insassen wurden zunächst in das Außenlager Jungfernhof
gebracht, weil im Ghetto die »Räumungsaktion« noch nicht
abgeschlossen war. Am 30.11 und am 8.12.41 wurden 27.500 lettische Juden
ermordet, um Platz für
die »Reichsjuden« zu machen. Jungfernhof war ehemals ein Gut
mittlerer Größe. Man schätzt, dass in den Wintermonaten ca. 800 Insassen
den unhaltbaren Verhältnissen zum Opfer fielen. 35 Personen des Transportes
haben den Krieg überlebt. 4, 13 |
Name / Geburtsname Simon, Blau 1 |
Vorname Alexander 1 |
Geburtsdatum 10.06.1867 1 |
Geburtsort Waldow Kreis Luckau 1 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Blonde geb. Wolff |
Kinder Eugen Moritz geb. 28.04.1896 in Berlin, Beruf Bankbeamter Am 29.11.1942 wird er nach Auschwitz deportiert |
Eltern Henriette Blau geb. 1845 in Rosenthal (Soldin) Kasper (Karl) Simon (Adoptivvater) 5 |
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Meldeadresse Berlin Prenzl. Berg Pasteurstraße 11 5 |
Beruf Agent Kaufmann 6 |
Verzugsadresse |
RAD |
|
Beglaubigungsersuch vom
27.12.1938 nach Luckau. Im Adressbuch von Berlin erscheint letztmalig 1940 der Eintrag von A. Simon unter Alex Simon. 5, 6 |
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Deportation |
Ort KZ Sachsenhausen 2, 9 |
Gestorben 19.08.1942 2, 9 |
Todesursache ? |
|
Anfang 1942 gab es im KZ Sachsenhausen ca. 480 jüdische
Häftlinge, die im Block 38 und 39 untergebracht waren. Im Mai
kam noch eine größere Gruppe dazu. Alexander Simon trägt
die Häftlingsnummer 042809 und ist im Block 39 untergebracht. In einer
Vergeltungsaktion wurden am 28. und 29. Mai 250 jüdische Häftlinge
ermordet. Sie galt der Widerstandsgruppe Baum, die am 18.05.42 Teile der
Hetzausstellung „Das
Sowjetparadies” in Brand setzten.
Es wurden aber immer auch wieder Menschen hingerichtet, die keine Lagerinsassen
waren. Im Oktober 42 soll ein Transport mit fast allen jüdischen Häftlingen
nach Auschwitz gegangen sein. Wahrscheinlich ist, das sie Ende Nov. oder
Anfang Dez. deportiert wurden. Die Lagerkommandantur teilt dem Standesamt
Oranienburg am 21.08.42 mit, dass Alexander Simon an Herz- und Kreislaufversagen
gestorben ist. Am 13.01.1943 teilt die Geheime Staatspolizei der Finanzdirektion
Berlin mit, dass das Vermögen
von Alexander Simon eingezogen werden kann. 4, 5, 7, 9 |
Name / Geburtsname Schoenlank 2, 5 |
Vorname Jenny 2, 5 |
Geburtsdatum 04.05.1862 2, 5 |
Geburtsort Rietzneuendorf 5 |
Abstammung JJJJ |
Heirat ledig |
Ehepartner/in |
Kinder |
Eltern Schoenlank, Benjamin Charlotte geb. Friedeberg 5 |
|
Meldeadresse Rietzneuendorf, Dorfstraße 61 5 |
Beruf |
Verzugsadresse |
RAD |
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Jenny Schoenlank
wohnte als letztes Familienmitglied ihrer großen Familie in Rietzneuendorf.
Von ihren Geschwistern lebten
1939 ihr Bruder Siegmund in Berlin und ihre Schwestern Henriette Wolff
in Cottbus und Bianca Heinrich in Zerpenschleuse. 1939 muss sie
ihr 1650 m2 großes Wohngrundstück verkaufen. Am 24.05.1939
bestätigt der Notar
Fricke in Luckau den Kaufvertrag mit dem Kaufmann und Bäcker Paul
M. aus Briesen. Gemäß des § 8 der Verordnung über
den Einsatz jüdischen
Vermögens, wird J. Schoenlank gezwungen, den Kaufpreis auf ein Sperkonto
bei einer Devisenbank einzuzahlen. Anfang 1943 muss sie ihre Vermögenserklärung
ausfüllen. Am 01.06.1943 wird ihr gesamtes Vermögen für
eingezogen erklärt. Im Meldebuch von Rietzneuendorf-Friedrichshof ist am 04.06 1943 festgehalten, dass J. Schoenlank wohnhaft in der Dorfstraße 1 als Mieter, zwecks Abwanderung abgemeldet ist. Am 5.6.1943 unterschreibt Jenny Schoenlank
in Rietzneuendorf einen Heimeinkaufvertrag für Theresienstadt. Für
den Transport und die Pflege werden ihr 200,- RM in Rechnung gestellt. Ihr restliches Vermögen muss sie an die Reichsvereinigung der
Juden abtreten, damit auch hilfsbedürftige Personen „unterstützt” werden
können. Der Bescheid
zur Vermögenseinziehung wird ihr am 11.06.43 zugestellt. Sie wohnt
zu dieser Zeit im Altersheim Berlin N4, in der Großen
Hamburgerstr. 26. Im Februar 1944 wird die letzte landwirtschaftliche
Fläche (3620
m2) „verwertet”.
Das Amtsgericht Luckau empfiehlt, sie für 150 RM an Frau Erna K,
geb. D. zu verkaufen, da sie schon andere Grundstücke der Jüdin
Schoenlank erworben hat. Am 21.03.44 fragt Regierungsrat Dr. Körber
vom Finanzamt Luckau bei der Vermögensverwertungsstelle in Berlin
an, ob die in Gewahrsam genommenen Gebrauchsgegenstände der abgeschobenen
Schoenlank bald einer Verwertung zugeführt werden können. Er
sieht diesbezüglich
Bedarf bei Gefolgschaftsmitgliedern des Finanzamtes. Im August 1943 erhalten
des Finanzamt und das Reserve-Lazarett 102 in Luckau die verwertbaren
Gegenstände. Der
Hausrat wird anderweitig verteilt. 5 |
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Deportation 16.06.1943 2 |
Ort Theresienstadt 2 |
Gestorben in Theresienstadt |
Todesursache ? |
|
Mit 81 Jahren wird Jenny Schoenlank am 16.06.43 nach
Theresienstadt deportiert. Der Transport trug die Bezeichnung I/96 und
hatte 428/430 Insassen. Mit diesem Transport räumte
man das Jüdische
Krankenhaus Iranische Straße
im Stadtbezirk Wedding. Mit dem Abtransport der liegend Kranken und
den letzten »Volljuden« der Berliner Jüdischen Gemeinde wurde
die Jüdische Gemeinde von der Gestapo als nicht mehr existent erklärt.
84 Menschen überleben den Krieg. 4 |
Name / Geburtsname Pohl, Levit 2, 5 |
Vorname Ottilie Taube 2, 5 |
Geburtsdatum 14.11.1867 2, 5 |
Geburtsort Schönwalde 2, 5 |
Abstammung JJJJ |
Heirat | Ehepartner/in Wilhelm Herrmann verstorben 1915 5 |
Kinder Fritz und Gertrud 5 |
Eltern Moritz (Meyer) Levit Friederike, geb. Zirker 5 |
|
Meldeadresse Berlin NW 87 Beusselstr. 43 5 |
Beruf Putzmacherin 5 |
RAD | ||
In jungen Jahren kam Ottilie Pohl nach Berlin. 1887 wohnt ihr Vater in der Palisadenstraße 52 im Stadtbezirk Friedrichshain. Wegen Schulden bei der Gerichtskasse Luckau wird im Februar 1887 bei ihm eine Pfändung durchgeführt. Es wird festgestellt, dass keine Pfandobjekte vorhanden sind. Ottilie schloss sich schon früh der sozialistischen Bewegung an. Zuerst trat sie dem Bildungsverein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse bei. Nach dem Fall des Sozialistengesetz (1890), als es dann den Frauen erlaubt war sich politisch zu organisieren, wurde sie sofort Mitglied der SPD. Jahrzehntelang wirkte sie in Moabit als führende Funktionärin, war einige Jahre Stadtverordnete und saß im Aufsichtsrat der Konsumgütergenossenschaft. Während des Krieges 1814-1817 war sie aktiv an der Verteilung der Spartakusbriefe in Moabit beteiligt. Die Anlieferung aus dem Zeitungsviertel Alte Jakobstraße wurde durch ihren Sohn Fritz ausgeführt. In der illegalen Zeit arbeitete sie für die Rote Hilfe, bis sie im September 1940 verhaftet wurde. Vor dem Kammergericht Elsholzstraße wurde sie wegen Quartierbeschaffung eines aus dem Ausland eingetroffenen Instrukteurs verurteilt. Bis Ende 1941 saß sie im Frauengefängnis Kantstraße. Am 15.10.1942 wird Ihr der Bescheid zugestellt, dass ihr Vermögen eingezogen ist. Am 17.11.1942 muss sie ihre Vermögenserklärung ausfüllen. Die Frage nach ihrer Konfession beantwortet sie mit -keine-. 5 |
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Deportation 20.11.1942 2, 5 |
Ort Theresienstadt 2, 5 |
Gestorben 02.12.1943 2, 5 |
Todesursache | |
Mit dem 75. Alterstransport
wird sie am 20.11.1942 nach Theresienstadt deportiert. In dem
Transport mit der Bezeichnung I/79 befanden sich 100 Personen. Am 23.01.1943
wird das Inventar ihrer 2 Zimmer bewertet. Der Altmöbelhändler Wilke
räumt am 13.04.1943 ihre Wohnung und veräußert das Inventar für 102,-
RM. 2, 4, 5 |
Name / Geburtsname Dresel 8 |
Vorname Georg 8 |
Geburtsdatum 25.04.1862 8 |
Geburtsort Luckau 8 |
Abstammung |
Heirat |
Ehepartner/in |
Kinder |
Eltern Michaelis Dresel Sophie geb. Hirsch 5 |
|
Meldeadresse |
Beruf |
Verzugsadresse |
RAD |
|
Georg Dresel war Kaufmann und wohnte in Gera und Berlin.
Zuletzt in der Barbarossastr. 53 in Berlin-Schöneberg. Am 29.03.1939 begeht
er Selbstmord. 5, 6, 8 |
Name / Geburtsname Hohenstein/Sussmann 1 |
Vorname Margarethe 1 |
Geburtsdatum 12.08.1877 1 |
Geburtsort Neu-Lübbenau 1 |
Abstammung JJJJ 1 |
Heirat |
Ehepartner/in Sally geb. 1873 in Tuchel (Westpreußen),verstorben am 20.03.1925, in Lübben beerdigt 3 |
Kinder Erich geb. 1903? Martin geb. 19.12.1903 in Zwickau Kurt geb. 02.11.1906 Heinz geb. 02.11.1906 in Luckau 3 |
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Meldeadresse Luckau in der NL. Langestraße 46 1 |
Beruf Einzelkauffrau Verkauf von Konfektion und Wäsche in Lange Str. 47. Inhaberin und 2 Söhne als Angestellte. 5 |
Verzugsadresse Abwanderungsziel Mark-Brandenburg Neu Lübbenau Abwanderungsdatum 24.09.1940 1 |
RAD |
|
Das Geschäft der Fam. Hohenstein wurde in der Nacht
vom 10.11.38 verwüstet. Nach der Pogromnacht
lebte die Familie zum Teil versteckt in Luckau. Am 02.12.1938 stellte
M. Hohenstein den Antrag für eine
Unbedenklichkeitsbescheinigung zur Ausreise nach Peru (Südamerika).
Ab dem 19.07.1939 hielten sie sich in Berlin (Neue Königstraße
22) bei Pottlitzer auf. Am 08.09.1939 erneuter Antrag mit dem Ziel Brasilien.
Am 20.12.1939 waren sie offiziell nach Berlin verzogen. Am 19.07.1940
erneut Antrag auf Unbedenklichkeitsbescheinigung. Ein Antrag war für
Martin Hohenstein ausgestellt. Alle Schreiben gingen nach Luckau. Am 27.03.42
interessiert sich noch mal die Finanzdirektion für M. Hohenstein. Sie erhebt
die Forderung von 10,50 RM für die Bürgersteuer 1941. 3, 5, 6 Gedächtnisprotokoll von René Hohenstein, Sohn von Heinz Hohenstein: „Mein Vater wurde am 10. November 1938 festgenommen. Sie brachten ihn nach Theresienstadt. (Es handelt sich um Sachsenhausen, dass Ghetto Theresienstadt wurde 1940 eingerichtet. Anmerkung Autorin) Er erzählte immer, daß man ihm bei seiner Einlieferung sagte, daß er das Lager nur mit den Füßen zuerst, das heißt tot verlassen würde. Aber sie ließen ihn wenige Tage vor Weihnachten frei.. obwohl es unglaublich erscheint... damit er sich um den Laden kümmert, damit die Deutschen ihre Weihnachtseinkäufe machen können. Im Dezember 1938 fuhren Heinz, Kurt und Martin mit dem italienischen Schiff „Columbus” in Richtung Amerika. (Nach Aktenlage emigrierte Frau Hohenstein mit Sohn Martin 1941. Anmerkung Autorin) Sie kamen im Februar 1939 in Bolivien an. Über den peruanischen Hafen Matarani. Erich hatte Deutschland Anfang 1938 verlassen und war nach Brasilien gegangen. Er half ihnen aus Deutschland herauszukommen. Erich war verheiratet mit Gerda Bear. Sie gingen nach Brasilien, hatten keine Kinder und starben beide dort in den 70er Jahren. Martin heiratete Charlotte Simonson. Sie hatten keine Kinder. Sie starb 1961 in Cochabamba (Bolivien). Martin kehrte 1971 nach Deutschland zurück und heiratete dort erneut, Hildegard, die dieses Jahr (2007) in Berlin starb. Martin starb ebenfalls in Berlin, 1990. Kurt heiratete 1956 Vera Loewe und beide lebten in La Paz in Bolivien. Er starb (zufällig) in Buenos Aires und sie lebt in Costa Rica. Sie hatten keine Kinder. Meine Großmutter ist nie nach Deutschland zurückgekehrt, sie starb 1961 in Cochabamba in Bolivien.” Mit der Familie Pottlitzer war Margarethe verwandt. Ihr Bruder Alfred war mit Johanna geb. Pottlitzer verheiratet. Alfred und Johanna hatten zwei Töchter, Irma und Ruth. 1935 hatte Irma Walter Oppenheim geheiratet, 1936 wird ihr Sohn Klaus David geboren. Nach dem Novemberpogromen versucht auch die junge Familie Deutschland zu verlassen. Für etwa 20.000 jüdische Flüchtlinge ist die Ausreise nach Shanghai die einzige Möglichkeit. Shanghai fiel 1937 an das Kaiserreich Japan. Die Japaner forderten für die Einreise kein Visum. Lediglich zum Verlassen des Deutschen Reichsgebiets waren Visa erforderlich. Diese wurden von 1938-1940 unter anderem vom chinesischen Generalkonsul in Wien ausgestellt. Infolge des japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 wurde die Einreise nach Shanhai unmöglich. Familie Oppenheim hatte bereits im Dezember 1938 Tickets für die Hin- und Rückreise erworben. Im Mai 1942 schickt Irma eine Nachricht über das Internationale Rote Kreuz an Ihren Vater in Berlin. Im Antwortschreiben wird ihr mitgeteilt, dass Alfred Israel Sussmann verstorben ist. Alfred Elvius Sussmann, geb. am 12.05.1880 in Neu-Lübbenau stand auf den Deportationslisten von Berlin und starb am 19.10.1941 durch Freitod. Seine Frau Johanna beendet ihr Leben 4 Wochen später. 1947 reisen Irma und David Klaus nach Bolivien. |
Name / Geburtsname Weinberg 5 |
Vorname Albert 5 |
Geburtsdatum 25.12.1889 5 |
Geburtsort Berlin 5 |
Abstammung |
Heirat |
Ehepartner/in Auguste 5 |
Kinder 3 |
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Meldeadresse Luckau in der NL. Nordpromenade 2 (bis 1932) 5 |
Beruf Arzt Medizinalrat Dr. 5 |
Verzugsadresse |
RAD |
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Dr. Albert Weinberg hatte eine Arztpraxis in Luckau.
Als der Kreisarzt Medizinalrat Dr. Brietze am 01.04.1930 versetzt wurde,
trat A. Weinberg seine Nachfolge an. Bereits 1932 emigrierte er unter
Zurücklassung seiner nichtjüdischen Ehefrau und seiner Kinder.
Später
wurde als Zufluchtsland Palästina angegeben. Seine Frau Auguste wohnte
weiterhin in dem gemeinsamen Haus Nordpromenade 2. Im Erdgeschoß war
das Gesundheitsamt untergebracht, im Obergeschoss eine Wohnung vermietet.
Mit dem "Gesetz über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens",
vom 14.7.1933 , konnte das Verhalten von Juden (aber auch anderer nicht
regimekonformer Bürger) als "staatsfeindlich" definiert und ihr
Vermögen mittels einer entsprechenden Verfügung "zugunsten des
Deutschen Reiches" eingezogen werden. Die vorhandenen Akten zeigen für
die folgenden Jahre die akribische Erfassung der » Vermögensverwertung«.
Vor Ort war der Kreisinspektor Kümmel eingesetzt, der diesbezüglich
mit der Vermögensverwertungsstelle
Berlin-Brandenburg in Berlin korrespondierte, da Albert Weinberg als Staatsfeind
eingestuft worden war. Auch das Land Preußen stellte Ansprüche und
wollte das Grundstück
unentgeldlich übernehmen. Dies wurde aber abschlägig beschieden. Mit
der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz (25.11.1941) wurde die Einziehung
jüdischen
Vermögens
vereinfacht: Sobald ein Jude seinen „gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland” genommen
und damit die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hatte – was bei
Deportation und Auswanderung zutraf –, verfiel sein Vermögen dem Reich,
ohne dass es noch einer Einziehungsverfügung bedurfte. Am 19.02.42 wird
festgehalten, dass die Immobilie an das Reich (vertreten durch den Reichsfinanzminister) übergegangen
ist. Das Haus wird weiterhin an das Gesundheitsamt vermietet. Am 16.04.1943 wird
die der Familie Weinberg gehörende
Wiese am Rögraben
an den Landwirt Ewald R. zu Luckau verkauft. Der am Haus liegende Garten wird
an den städtischen Arbeiter Ernst H. verpachtet. Gemäß dem Gesetz
vom 14.07.1933 wird am 26.01.1944 erklärt, dass das Grundstück und
das Vermögen eingezogen ist. Frau Weinberg und ihre 3 Kinder zogen nach Berlin. Mit der Rückübertragung des Grundstücks nach der Wende wurde es an den CVJM-Ostwerk (Christlicher Verein Junger Menschen) verkauft. 5, 12 |