David Tasselkraut  –  1942 nach Auschwitz deportiert
  Betty Simon, geb. Oberschützky  –  am 26.10.1942 nach Riga deportiert
  Arthur Simon  –  am 02.03.1943 nach Auschwitz deportiert
  Martha Loewenstein, geb. Simke  –  am 02.04.1942 nach Warschau deportiert
  Siegfried Simke  –  am 27.10.1941 nach Litzmannstadt deportiert
  Oscar Simke  –  Freitod
  Zerline Rochocz, geb. Simke  –  am 27.10.1941 nach Litzmannstadt deportiert
  Elfriede Simke  –  am 27.10.1941 nach Litzmannstadt deportiert
  Meta Hartmann  –  am 17.08.1942 nach Theresienstadt deportiert
  Marcus Hartmann  –  am 24.08.1942 nach Theresienstadt deportiert
  Franzisca Berkowicz, geb. Bock  –  am 12.01.1943 nach Auschwitz deportiert
  Albert Bock  –  am 15.12.1942 nach Theresienstadt deportiert
  Adele Flesch, geb. Bock  –  am 14.09.1942 nach Theresienstadt deportiert
  Rudolf Bock  –  am 06.12.1941 nach Riga deportiert
  Alexander Simon  –  1942 nach Sachsenhausen deportiert
  Jenny Schoenlank  –  am 16.06.1943 nach Theresienstadt deportiert
  Ottilie Pohl, geb. Levit  –  am 20.11.1942 nach Theresienstadt deportiert
  Georg Dresel  –  Freitod
  Margarethe Hohenstein, geb. Sussmann  –  Emigration
  Albert Weinberg  –  Emigration
Am Anfang der Recherche konnte ich nicht ahnen, mir waren nur wenige Namen bekannt, dass ich mit so vielen Opfern konfrontiert werden würde. 20 Personen haben einige Jahre ihres Lebens in Luckau verbracht und wurden später ausgegrenzt, ausgeplündert und ermordet. Ich habe auf dieser Seite versucht, die Lebens- und Leidensgeschichten der Opfer stichpunktartig aufzuzeichnen. Besonders deprimierend waren die Studien der Vermögensunterlagen. Ich wusste um ihre Ermordung, aber zu sehen, wie sie vor ihrer Deportation mit zittriger Schrift die Vermögenserklärung ausfüllen mussten, war unerträglich. Die Betroffenen waren im Alter zwischen 56 - 81 Jahren. Einige Vermögensakten belegen die bürokratische Abwicklung der schrittweisen Ausgrenzung bis hin zur Deportation sowie die damit einhergehende Verwertung des Besitzes. Die vorhandenen amtlichen Schreiben, Verfügungen, Rechnungen und Kalkulationen beleuchten das bürokratische und private Handlungsgeflecht: Bürgermeister, Finanzamt, Versicherungen, Landrat, Kreisverwaltung, Regierungspräsident, Polizei, Post, Sparkassen, Gerichtsvollzieher, Transportunternehmer, Gebrauchtwarenhändler, Käufer, Vermieter und Nachmieter - sie alle haben bei der Enteignung und Aneignung jüdischen Eigentums zusammengewirkt. Einige Dokumente sind exemplarisch bei Jenny Schoenlank aus Rietzneuendorf anzuschauen. Die Angaben in den ersten 3 Zeilen einer Tabelle stammen hauptsächlich aus den Unterlagen der Volkszählung vom 17. 05. 1939 in Deutschland. Dort wurden der Name, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort, Abstammung und die Meldeadresse des Haushaltsvorstand erfasst. Ferner wurden im Falle eines bevorstehenden Umzuges die Verzugsadresse und akademische Bildungsabschlüsse vermerkt. Bereits am 30. 4. 1939 wurde das »Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden« erlassen. Es regelte die Zusammenlegung jüdischer Familien in »Judenhäusern« und die »Entjudung des Wohnraums«. Juden durften nun nicht mehr in »arischen« Häusern wohnen. Das dürfte auch der Grund sein, warum sich bei einigen Personen der Aufenthaltsort zwischen Mai 1939 und der Deportation nicht ermitteln lässt.
Später wurde noch ergänzt, ob die Person zum RAD (Reichsarbeitsdienst) eingezogen wurde. Zusätzlich gab es noch personenbezogene Vermerke auf den Originalbögen, wie zum Beispiel zur Staatsbürgerschaft. Der Eintrag zur Abstammung wurde nach den Kriterien der nationalsozialistischen Rassedefinition durchgeführt. Es wurde unterschieden in die Kategorien »Volljude« (JJJJ), »Arier« und »Mischling« (z.B. JJNN). Die Angaben zum Beruf basieren auf Archivunterlagen und Adressbucheinträge. Die 4. Zeile enthält Informationen über die Zeit vor der Deportation. Die Zeilen 5 und 6 beinhalten Angaben zur Deportation und zum Schicksal von Familienangehörigen.

Erläuterungen zu den Fußnoten
1   – Unterlagen der Volkszählung vom 17.05.1939, Bundesarchiv Berlin
2   – Datenbank der Holocaust Opfer von Yad Vashem, Jerusalem
3   – Luckauer Heimatkalender 1989 und 1990
4   – „Die »Judendeportationen« aus dem Deutschen Reich 1941-1945”, Alfred Gottwaldt und Diana Schulle
5   – Landeshauptarchiv Potsdam
6   – Berliner Adressbücher, Zentral- und Landesbibliothek Berlin
7   – „Mein Leben im KZ Sachsenhausen”, Harry Naujoks
8   – Berliner Gedenkbuch, Zentrum für Berlinstudien
9   – Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
10 – Standesamt Luckau
11 – „Gestern sind wir hier gut angekommen”  Der Speicher Heft 9, Jahresschrift des Kreismuseums Finsterwalde
12 – 100 Jahre Krankenhaus Luckau
13 – „Buch der Erinnerung” Alfred Gottwaldt und Diana Schulle K·G·Saur München 2003

Name / Geburtsname
Tasselkraut
1, 2
Vorname
David
1, 2
Geburtsdatum
23.02.1899
1, 2
Geburtsort
Poznan (Polen)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat
04.02.1922
3
Ehepartner/in
Helene gest. 17.01.1948
3
Kinder
Pflegekind Eleonore, geb. 2.3.34
3
Eltern
Jakob
Jenny geb. Lewin
Meldeadresse
Luckau Niederlausitz Gartenstraße 4
1, 3
Beruf
Arbeiter
3
    RAD
Die Mutter von David Tasselkraut, Jeanette, wohnt ab 1922 mit seinem Bruder Lois (genannt Leo) in Berlin in der Lottumstraße 10a. Sein Vater Jakob war schon verstorben.
David Tasselkraut war SPD Mitglied. Infolge der November Pogrome wurde er verhaftet und vom 10.11.1938 – 02.1939 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Während dieser Zeit wurde den Eheleuten Tasselkraut ihr Pflegekind Eleonore entzogen und von einer Familie in Berlin adoptiert. 1942 erneute Verhaftung und einige Tage Aufenthalt im Gefängnis Luckau. Von dort wurde er wahrscheinlich nach Berlin oder Frankfurt/Oder überstellt und nach Auschwitz deportiert.
1933 heiratet sein Bruder Leo (1908 in Posen geb.) in Berlin standesamtlich Olga Niereisel. Da Frau Niereisel nicht Jüdin war, muss sie aus der evangelischen Kirche austreten. Leo Tasselkraut der in einer »Mischehe« lebt, muss nach Kriegsbeginn Zwangsarbeit verrichten. 1942 wird ihr Sohn Karl-Heinz geboren. Um ihn zu schützen, versucht Frau Tasselkraut ihn taufen zu lassen. Die evangelische wie katholische Kirche lehnen dies ab. Hilfe findet sie bei der Bekennenden Kirche in Berlin-Dahlem. Diese gründete sich im Mai 1934 als Reaktion auf die Übernahme des staatlichen Arierparagraphen, mit dem getaufte Juden als »Nichtarier« aus der Evangelischen Kirche ausgeschlossen werden sollten. Zu den Gründern gehörten u.a. Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer. Am 27. Februar 1943 begannen SS und Gestapo in der so genannten „Fabrikaktion”, die noch verbliebenen Berliner Juden zu verhaften und in mehrere Sammellager zu bringen. Leo Tasselkraut wurde mit ca. 2000 Personen die in deutsch-jüdischen »Mischehen« lebten in das Gebäude Rosenstr. 2-4 in Berlin-Mitte gebracht. Auch Frau Tasselkraut wartet mit hunderten anderen Familienangehörigen vor dem Gebäude auf die Freilassung ihres Mannes. Am 02.03.1943 wird er entlassen und muss weiterhin Zwangsarbeit verrichten. Bei dieser Tätigkeit verunglückt er 1943 tödlich und wird auf dem jüdischen Friedhof Weissensee beerdigt.
3
Deportation
1942
2, 3
Ort
Auschwitz II
Birkenau
2, 3
Gestorben
08.02.1943
2, 3
Todesursache
Erfroren
2
 
Vom 11.7 – 13.7.42 fanden mehrere Transporte von Berlin/Bielefeld/Hamburg statt, deren Ziele sich nicht mehr genau bestimmen lassen. Am 29.11.42 fand der erste Transport deutscher Juden aus dem »Altreich« nach Auschwitz statt. Es war der »23. Berliner Osttransport« und hatte 998 Insassen. Neben Einwohnern Berlins befanden sich auch 8 Personen aus Polizeigefängnissen darin. Der »24. Berliner Osttransport« nach Auschwitz fand am 9.12.42 statt. Die 994 Insassen setzten sich möglicherweise aus einzelnen Sammeltransporten zusammen. Der letzte Transport nach Auschwitz vor der Verkehrssperre zu Weihnachten und Jahreswechsel fand am 14.12.42 statt. Er hatte 815 Insassen. Bis zum 8.2.1943 fanden keine Transporte von Berlin nach Auschwitz statt. Das Standesamt Auschwitz teilt Frau Tasselkraut am 13.03.43 mit, dass der Arbeiter David »Israel« Tasselkraut am 08.02.43 um 17.25 Uhr verstorben ist.
David Tasselkrauts Mutter Jeanette (Jenny) geboren 1863 in Czarnikau stirbt 1943 in Theresienstadt. Seine Schwester Margarete (Grete), der Schwager und deren 2 Kinder wurden in Auschwitz ermordet. 4, 3

Name / Geburtsname
Simon / Oberschützky
1, 2
Vorname
Betty
1, 2
Geburtsdatum
28.05.1885
1, 2
Geburtsort
Immenrode Kreis
Sondershausen,
Thüringen
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Arthur Sally
ermordet
02.03.1943
1, 2, 3
Kinder
Paula geb. 12.10.1915
Ruth geb. 22.02.1921
Exil England
Ruth ab 1947 USA
3
Eltern
Joseph
Pauline geb. Katz
Meldeadresse
Berlin
Woldenberger Str. 13 HW bei Friedländer
(Prenzlauer Berg, heute Dietrich-Bonhoeffer-Str.)
1
Beruf
Einzelkauffrau
3, 5
Verzugsadresse
Blumenthalstraße
1
RAD
30.09.1941
1
Siehe Arthur Simon.
Deportation
26.10.1942
2
Ort
Riga
4
Gestorben
29.10.1942
4
Todesursache
ermordet
(Erschießung)
2
 
Am 25.10.1942 muss Betty Simon ihre Vermögenserklärung abgeben. Mit dem »22. Osttransport« wird sie am 26.10.1942 vom Bahnhof Putlitzstraße, auch Bahnhof Quitzowstraße genannt, deportiert. Diese Deportationsmaßnahme ist unter dem Namen »Gemeindeaktion« bekannt, weil sich unter den 798 Insassen 204 Angestellte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin befanden. Nach Augenzeugenberichten wurden die ankommenden Juden aus Deutschland im September und Oktober 1942 vom Güterbahnhof Riga-Skirotawa nach Salaspils in den Wald gebracht und dort erschossen. Insgesamt sind etwa 25.000 deutsche Juden nach Riga deportiert worden. Die wenigsten von ihnen haben überlebt. Betty Simon hatte zwei Schwestern. Hedwig wurde 1887 und Selka 1889 geboren. Während des Krieges lebten sie in Köln. Selka wurde 1941 nach Litzmannstadt deportiert. Die Umstände des Todes sind unbekannt.
4, 5

Name / Geburtsname
Simon
1, 2
Vorname
Arthur Sally
1, 2
Geburtsdatum
21.01.1887
1, 2
Geburtsort
Linderode Kreis Sorau / Mark Brandenburg
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Betty ermordet 29.10.1942
1, 2, 3
Kinder
Paula geb. 12.10.1915
Ruth geb. 22.02.1921
Exil England
3
 
Meldeadresse
Berlin
Woldenberger Str. 13 HW bei Paul Friedländer
(Prenzlauer Berg, heute Dietrich-Bonhoeffer-Str.)
1
Beruf
Einzelkaufmann
3, 5
Verzugsadresse
Usedomer Str. 13
1
RAD
25.09.1941
A. Simon arbeitet als Transport-Arbeiter bei Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik AG (DWG) Borsigwalde (Wittenau)
1, 5
Die Fam. Simon besaß in der Lange Straße 52 in Luckau ein Geschäft (genannt Simons Eck). Am Abend des 10.11.1938 zerstörten SS und SA-Horden das Geschäft und die Wohnung. Teilweise wurde auch geplündert. Danach hielt sich die Familie nur noch einige Zeit, teilweise versteckt, in Luckau auf. Die Information, dass die Töchter bei einem Arzt in Luckau versteckt waren, wird von Ruth Hamburger nicht bestätigt. Am 20.12.1938 stellte Arthur Simon in Luckau schriftl. den Antrag für eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, Voraussetzung für die Ausstellung eines Reisepasses. Als Auswanderungsziel war Peru (Südamerika) angegeben. Reisetag sollte der 24.01.1939 sein. In der Zwischenzeit waren sie nach Berlin verzogen. Am 15.02./03.06/08.06 1939 stellte Arthur Simon erneut schriftlich Anträge für eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für Tochter Paula. Als Ziel war Harpenden in England angegeben. Später wohnen sie in Berlin N31, Usedomerstr. 14 bei M. Blumenthal. Die Töchter Ruth und Paula konnten sich in Sicherheit bringen und emigrierten nach England. Arthur und Betty Simon schaffen es nicht, Deutschland zu verlassen. 1942 wohnen sie bei Kurt Casparius in der Fehrbelliner Str. 21 und bewohnen 2 Zimmer. 1947 ging Ruth in die USA.
3, 5
Deportation
02.03.1943
2
Ort
Auschwitz
4, 2
Gestorben
verschollen
Todesursache
?

 
Am 28.02.1943 muss Arthur Simon seine Vermögenserklärung abgeben. Am 02.03.1943 fand der »32. Osttransport« aus Berlin statt. Diese Deportationsmaßnahme war der dritte Großtransport nach der »Fabrikaktion«. Bekannt, weil bis dato jüdische Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie zurückgestellt wurden. Diese Sicherheit gab es nun nicht mehr. In diesem Transport befanden sich 1756 Männer, Frauen und Kinder. Nach der Selektion in Birkenau wurden 580 Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen Menschen wurden zu den Gaskammern gebracht.
Am 24.04.43 werden die Zimmer in der Fehrbelliner Str. 21 geräumt.
Arthur Simon hatte 3 Schwestern. Über Elsbeth, geboren am 25.04.1883 in Linderode, ist bekannt, dass sie den Holocaust in einem Konzentrationlager oder im Untergrund überlebt hat.
4, 5

Name / Geburtsname
Loewenstein / Simke
1, 2
Vorname
Martha
1, 2
Geburtsdatum
02.05.1877
1, 2
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Bernhard
geb. 29.12.1875 in Breslau, Kaufmann
RAD 26.09.1941
deportiert am 02.04.1942
nach Trawniki
2
Kinder
Charlotte geb. 15.11.1910
RAD 30.09.1941
deportiert am 06.03.1943 nach Auschwitz
2
Eltern
Chaskel Simke
Johanna geb. Drucker
(In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 40 und im Haus Nr. 99)
10
Meldeadresse
Berlin-Steglitz
Albrechtstr. 118
1
Beruf Verzugsadresse
  RAD
27.09.1941
1
Ab 1916 bis zur Deportation lebte die Familie Loewenstein in der Albrechtstraße 118. Bernhard Loewenstein war als Vertreter und Kaufmann tätig.
6
Deportation
02.04.1942
2
Ort
Trawniki bei Lublin/Warschau
2, 4
Gestorben
verschollen
2
Todesursache
?
 
Am 02.04.1942 fand der »12. Osttransport« aus Berlin statt. Hierzu sind nur noch fragmentarische Listen vorhanden. Darin befanden sich etwa 645 bis 659 Juden aus Berlin. Dieser Sonderzug wurde auf dem Güterbahnhof Moabit abgefertigt. Die verwendete Zielangabe Trawniki bei Lublin war kaum der endgültige Bestimmungsort. Trawniki 35 km östlich von Lublin, hatte eine Bahnstation und war wohl nur ein Kennwort. In Trawniki befand sich ein Ausbildungslager für »fremdvölkische Einheiten« der SS. Die Freiwilligen rekrutierten sich aus Volksdeutschen, in erster Linie aber Ukrainern, Letten und Litauern. Im Mai 1942 wurde dort auch ein Arbeitslager aufgebaut. Hier wurden vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene und polnische Juden inhaftiert. Am 3.11.1943 wurde das Lager liquidiert und 6000-10.000 Juden erschossen. Das Ghetto in Lublin wurde bereits am 16.3.1942 geräumt. Die Alten und Kranken wurden sofort erschossen. Am 17.03.42 begannen die Deportationen nach Belzec.
Wahrscheinlich wurde der Transport mit dem Ehepaar Loewenstein nach Warschau geschickt. Beim Warschauer Judenrat notierte man am 05.04.1942 die Ankunft von 1025 Juden. Sie wurden in der »Quarantäne Gerichtsstraße 109-111« zu Warschau untergebracht. In diesem Transport befanden sich auch der Glasermeister Julius Burchardi und seine Frau Minna aus Lübben. Es wird vermutet, dass sie in das Vernichtungslager Treblinka überführt wurden.
4

Name / Geburtsname
Simke
1, 2
Vorname
Siegfried
1, 2
Geburtsdatum
08.03.1876
1, 2
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Martha
deportiert
2
Kinder
1 Junge, deportiert
2
Eltern
Chaskel Simke
Johanna geb. Drucker
10
Meldeadresse
Berlin-C2
Mitte, Friedrichshain
Große Frankfurter Straße 65,
(heute Frankfurter Allee und Karl-Marx-Allee)
1
Beruf
Kaufmann
6
Verzugsadresse
b. Frau S. Steinberg
Hochmeisterstraße 10
(Prenzlauer Berg, heute Husemannstr.)
1
  RAD
25.09.1941
1
Siegfried Simke hatte, wie auch sein Vater Chaskel, ab 1901 eine Woll-Lumpen Handlung in Berlin. Bis 1918 hatte er verschiedene Geschäftsadressen, die in den Bezirken Prenzlauer Berg und Friedrichshain lagen. 1929-1931 findet sich wieder eine Textil Rohmaterialhandlung in der Linienstraße 217. In den Unterlagen von Yad Vashem wird als Adresse vor und während des Krieges Berlin NO 55, Jablonskistr. 37 angegeben, auch in der Vermögenskartei steht diese Anschrift. Bei wem die Familie wohnte ist unbekannt.
6
Deportation
27.10.1941
2, 4
Ort
Litzmannstadt
(Lodz)
2, 4
Gestorben
verschollen
2
Todesursache
?
 
Dieser Transport war der 3. aus Berlin seit Beginn der Deportationen. Der Abgangstag dieses Transportes ist ungewiss, es kann auch der 29.10 gewesen sein. Die Deportationslisten sind weitgehend verschollen. Es kann von ca. 1000 Deportierten ausgegangen werden. Im Ghetto Litzmannstadt starben die Insassen an Hunger, Krankheit und Überarbeitung. In der Folgezeit wurden die Menschen in das 60 km entfernte Tötungslager Kulmhof (Chelmo) im Warthegau gebracht. Im August 1944 wurden die verbliebenen 80.000 Menschen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Von den ca. 205.000 verschleppten Menschen überlebten geschätzte 5.000-6.000.
4
Ergänzung: Laut Transporteingangsunterlagen des Ghettos wird Siegfried mit seinen Geschwistern in die Gnesener Straße 26 eingewiesen. In den Meldeunterlagen wird die Adresse teilweise auch als Greisenheim bezeichnet. Als Beruf wird Kaufmann angegeben. In dem Transport befanden sich 1051 Personen. Es war der insgesamt 15. Transport nach Litzmannstadt. In einem anderen Dokument wird als Anschrift auch das Greisenheim II in der Hohensteiner Straße genannt. Martha Simke ist nicht in den Unterlagen aufgeführt. Siegfried Simke stirbt am 24.04.1942 im Alter von 66 Jahren im Ghetto.
14

Name / Geburtsname
Simke
1, 2, 10
Vorname
Oscar
1, 2, 10
Geburtsdatum
29.07.1881
1, 2, 10
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2, 10
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Helene, geb. Thierfeldt
geb. 28.06.1893
1
Kinder
Günther
geb. 11.03.1924
JJNN (in der Volkskartei erfasst)
1
Eltern
Chaskel Simke
Johanna geb. Drucker
10
Meldeadresse
Berlin, Charlottenburg
Riehlstr. 2 SF III
1
Beruf
Kaufmann
Buchhalter
6
Verzugsadresse
  RAD
24.09.1941
1
Um 1910 ist auch Oscar Simke im Lumpen-Geschäft tätig. Er wohnt in der Prinzenstraße. Später ist er für Jahre nicht in Berlin. Ab 1935 lebt er mit seiner Familie in der Riehlstraße. Ab 1941 ist Helene Simke als Kauffrau im Adressbuch eingetragen, weil dies nur noch »arischen« Bürgern vorbehalten war.
6
Deportation
Ort

Gestorben
9.11.1942
8
Todesursache
Freitod
8
 
In den Unterlagen von Yad Vashem ist erkenntlich, das Oscar Simke auf einer Deportationsliste von Berlin erfasst war. Um der Deportation zu entgehen wählt er am 9.11.1942 den Freitod.
2, 8

Name / Geburtsname
Rochocz, Simke
1, 2
Vorname
Zerline
1, 2
Geburtsdatum
03.08.1874
1, 2
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat
Witwe
6
Ehepartner/in
Kinder
  Eltern
Chaskel Simke
Johanna geb. Drucker
10
Meldeadresse
Berlin,
Prenzlauer Berg
Heinrich-Roller-Str. 1 v. l.
1
Beruf Verzugsadresse
  RAD
25.09.1941
1
Schreiben vom 17.06.1902 nach Luckau zwecks Geburtsurkunde. Wohnhaft in Berlin N, Schönhauser Allee 167. Dort hatte ihre Vater Chaskel Simke eine Lumpenhandlung Engros. Von 1939 bis zur Deportation 1941 wohnt Zerline Rochocz wie ihre Schwester Elfriede in der Heinrich-Roller-Straße 1 bei Frau Weintraub.
5, 6
Deportation
27.10.1941
2
Ort
Litzmannstadt
(Lodz)
2, 4
Gestorben
verschollen
Todesursache
ermordet
 
Dieser Transport war der 3. aus Berlin seit Beginn der Deportationen. Der Abgangstag dieses Transportes ist ungewiss, es kann auch der 29.10 gewesen sein. Die Deportationslisten sind weitgehend verschollen. Es kann von ca. 1000 Deportierten ausgegangen werden. Im Ghetto Litzmannstadt starben die Insassen an Hunger, Krankheit und Überarbeitung. In der Folgezeit wurden die Menschen in das 60 km entfernte Tötungslager Kulmhof (Chelmo) gebracht. Zerline wird am 12.05.1942 nach Kulmhof deportiert. Im August 1944 wurden die verbliebenen 80.000 Menschen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Von den ca. 205.000 verschleppten Menschen überlebten geschätzte 5.000-6.000.
4
Ergänzung: Laut Transporteingangsunterlagen des Ghettos wird Zerline mit ihren Geschwistern in die Gnesener Straße 26 eingewiesen. In den Meldeunterlagen wird die Adresse teilweise auch als Greisenheim bezeichnet. Als Beruf wird ohne angegeben. In dem Transport befanden sich 1051 Personen. Es war der insgesamt 15. Transport nach Litzmannstadt. In einem anderen Dokument wird als Anschrift auch das Greisenheim II in der Hohensteiner Straße genannt. Da ihr Eintrag in den Meldeunterlagen nicht mehr leserlich ist, kann davon ausgegangen werden, dass sie wie ihre Schwester im Mai 42 »ausgesiedelt« wurde.
14

Name / Geburtsname
Simke
1, 2
Vorname
Elfriede
1, 2
Geburtsdatum
21.11.1879
1, 2
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat
ledig
Ehepartner/in
Kinder   Eltern
Chaskel Simke
Johanna geb. Drucker
10
Meldeadresse
Berlin,
Prenzlauer Berg
Heinrich-Roller-Str. 1 v. l.
1
Beruf Verzugsadresse
  RAD
25.09.1941
1
Für Elfriede Simke lassen sich Einträge im Adressbuch erst 1939 finden. Sie wohnt bis zur Deportation mit ihrer Schwester Zerline bei Frau Weintraub in der Heinrich-Roller-Str. 1
5, 6
Deportation
27.10.1941
2
Ort
Litzmannstadt
(Lodz)
2, 4
Gestorben
verschollen

Todesursache
ermordet

 
Dieser Transport war der 3. aus Berlin seit Beginn der Deportationen. Der Abgangstag dieses Transportes ist ungewiss, es kann auch der 29.10 gewesen sein. Die Deportationslisten sind weitgehend verschollen. Es kann von ca. 1000 Deportierten ausgegangen werden. Im Ghetto Litzmannstadt starben die Insassen an Hunger, Krankheit und Überarbeitung. In der Folgezeit wurden die Menschen in das 60 km entfernte Tötungslager Kulmhof (Chelmo) gebracht. Im August 1944 wurden die verbliebenen 80.000 Menschen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Von den ca. 205.000 verschleppten Menschen überlebten geschätzte 5.000-6.000.
4
Ergänzung: Laut Transporteingangsunterlagen des Ghettos wird Elfriede mit ihren Geschwistern in die Gnesener Straße 26 eingewiesen. In den Meldeunterlagen wird die Adresse teilweise auch als Altenheim bezeichnet. Als Beruf wird Kontoristin angegeben. In dem Transport befanden sich 1051 Personen. Es war der insgesamt 15. Transport nach Litzmannstadt. In einem anderen Dokument wird als Anschrift auch das Greisenheim II in der Hohensteiner Straße genannt. Am 11.5.1942 wird sie »ausgesiedelt«.
14

Name / Geburtsname
Hartmann
1, 2
Vorname
Meta
1, 2
Geburtsdatum
02.05.1867 oder 03.05.1867
(In den Unterlagen „Beglaubigung der Geburten der Juden 1850-1942” Rep. 5 E Luckau Nr. 785)
1, 2, 5
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat
ledig
Ehepartner/in
Kinder
Eltern
Marcus Hartmann
Irmtraud Auguste geb. Pinthus in Lebus
5
 
Meldeadresse
Berlin,
Prenzlauer Berg
Kastanienallee 101 III l.
1
Beruf
Schneiderin
6
Verzugsadresse
  RAD
Meta Hartmann wohnt seit 1917 in der Kastanienallee 101. Bis 1933 arbeitet sie als Modistin, Näherin und Schneiderin. Bis zur Deportation lebt sie in der Brunnenstraße 41 im Jüdischen Altersheim. Diese Einrichtung trug den Namen Minna-Schwarz-Heim. Ursprünglich war es ein Mütter- und Säuglingsheim. Ab 1932 wurde ein Teil des Hauses als Altersheim genutzt. Später wurde es ein s.g. »Judenhaus«.
5, 6
Deportation
17.08.1942
2
Ort
Theresienstadt
2, 4
Gestorben
In Treblinka
4
Todesursache
?
 
Am 20.07.1942 muss sie ihre Vermögenserklärung abgeben. Am 11.08.1942 wird ihr der Bescheid zugestellt, dass ihr Vermögen eingezogen ist. Am 17.08.42 wird sie nach Theresienstadt deportiert. Dieser Transport war der erste »große« Theresienstadt-Transport. Bis dato wurden Einzelwagen benutzt. In diesem Transport waren mind. 165 Bewohner des Altersheim Gerlachstr. 18-21. Meta Hartmann verblieb hier ca. 4 Wochen. In Folge der 10 großen „Herbsttransporte” wurde sie am 19.09.1942 nach Treblinka deportiert. Von den 2000 Insassen waren 85 % älter als 60 Jahre. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 18000 Menschen nach Treblinka transportiert.
4, 5

Name / Geburtsname
Hartmann
1, 2
Vorname
Marcus
1, 2
Geburtsdatum
30.07.1869
1, 2, 5
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Selma geb. Treumann am 17.7.1877 in Ornontowitz,
deportiert am 24.08.1942
nach Theresienstadt
2, 5
Kinder
Margarethe Berg nach Boston ausgewandert
5
Eltern
Marcus Hartmann
Irmtraud Auguste geb. Pinthus in Lebus
5
 
Meldeadresse
Berlin-W 50
Wilmersdorf
Schaperstraße 34
Gartenhaus I
5
Beruf
Kaufmann
5
Verzugsadresse
  RAD
Marcus Hartmann gab in den Adressbüchern von Berlin als Vornamen Max an. In der Schaperstraße wohnt er vom 20.03.1933 bis zur Deportation. Beglaubigungsersuch vom 11.12.1938 nach Luckau. Schreiben vom 28.05.1941 nach Luckau um „Bitte” auf Ausstellung Geburtsurkunde mit dem Zusatz »Israel«. Am 10.08.1942 muss er seine Vermögenserklärung abgeben. Als letzte Beschäftigung gibt er Wohlfahrtspflichthelfer an. Diese übte er bei der Jüdischen Kultusvereinigung, Dienststelle Jüdische Winterhilfe aus.
5, 6
Deportation
24.08.1942
2
Ort
Theresienstadt
2, 4
Gestorben
In Treblinka
4
Todesursache
?

 
Der Transport mit der Zugnummer I/50 hatte 100 Insassen. Es gingen zwei bestellte Wagen vom Anhalter Bahnhof ab. Marcus Hartmann verblieb in Theresienstadt ca. 4 Wochen. In Folge der 10 großen »Herbsttransporte« wurde er am 26.09.1942 nach Treblinka deportiert. Von den 2004 Insassen waren 85 % älter als 60 Jahre. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 18000 Menschen nach Treblinka transportiert. Am 20.10.1942 wird in der Wohnung Schaperstraße eine Inventarerfassung durchgeführt.
4

Name / Geburtsname
Berkowicz,Bock
1, 2
Vorname
Franzisca
1, 2
Geburtsdatum
12.01.1877
1, 2
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Herrmann
geb. 22.10.1876 in Santomischel
Vermerk: Einbürgerung widerrufen
Am 12.01.43 nach Auschwitz deportiert
1, 2
Kinder
Bruno
geb. 20.02.1908 in Bölzig
Vermerk: Einbürgerung widerrufen
Am 27.11.1941
nach Riga deportiert und am 30.11.41 ermordet
1, 2, 13
Eltern
Lippmann Bock
Lina Bock geb. Braun
In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 55.
5
Meldeadresse
Berlin, Mitte
Lothringer Str. 66,
(heute Torstraße)
1
Beruf
Verzugsadresse
  RAD
Die Familie Berkowicz kam wahrscheinlich nach dem 1. Weltkrieg aus Westpreußen nach Berlin. Im Adressbuch von 1919 ist H. Berkowicz als Kaufmann eingetragen. Von 1921-1926 beteibt er eine Geflügelhandlung. Bis 1937 arbeitet er als Kaufmann. Von 1938-1939 ist er Angestellter. 1939 erscheint auch letztmalig sein Eintrag im Adressbuch. Laut Vermögenskartei seiner Schwester Adele wohnen sie in der Lothringer Str. 55.
5, 6
Deportation
12.01.1943
2
Ort
Auschwitz
2, 4
Gestorben
In Birkenau
4
Todesursache
ermordet
(Vergasung)
4
 
Der »Der 26.Osttransport« aus Berlin unmittelbar nach der Verkehrssperre. In diesem Transport befanden sich 1196 Personen. Unter ihnen war die Schriftstellerin Else Ury. Die Autorin der populären „Nesthäkchen Bücher”. Nach einer Selektion wurden 127 Männer in das Lager eingewiesen. Die übrigen Menschen wurden in den Gaskammern von Birkenau getötet.
4

Name / Geburtsname
Bock
1, 2
Vorname
Albert
1, 2
Geburtsdatum
13.10.1870
1, 2
Geburtsort
Luckau
(Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Elise, geb. Walter
23.02.1935 verstorben
Kinder
Margot, geb. 20.08.1907
nach England emigriert
Eltern
Lippmann Bock
Lina Bock geb. Braun
In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 55.
10
Meldeadresse
Berlin, Mitte
Gormannstraße 3
1
Beruf
Kaufmann
Verzugsadresse
  RAD
Albert Bock betrieb viele Jahre ein Konfektionshaus in Lübben in der Hauptstr. 46 und in der Logenstraße 12. Er war Mitglied der Synagogen-Gemeinde.
In der Gormannstr. 3 befand sich das „Israelische Heimathaus u. Volksküche e.V”, dort befand sich auch ein Jüdisches Altersheim.
6, 11
Deportation
15.12.1942
2
Ort
Theresienstadt
2, 4
Gestorben
In Theresienstadt am 28.2.1943
2
Todesursache


 
Am 27.02.1942 muss er seine Vermögenserklärung abgeben. Am 1.10.1942 wird ihm der Bescheid zugestellt, dass sein Vermögen eingezogen ist. Am 15.12.42 wird er nach Theresienstadt deportiert. Der Transport mit der Zugnummer I/80 hatte 100 Insassen. Am 05.02.43 wird eine Bewertung seines Habes durchgeführt und festgestellt, dass nichts vorhanden ist.
2, 4

Name / Geburtsname
Flesch, Bock
1, 2
Vorname
Adele
1, 2
Geburtsdatum
06.12.1872
1, 2
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Kinder
Eltern
Lippmann Bock
Lina Bock geb. Braun
In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 55.
10
Meldeadresse
Berlin, Horst-Wessel-Stadt
(heute Friedrichshain)
Neue Königstraße 91 l. SF I,
(heute Otto-Braun-Straße)
1
Verzugsadresse
  RAD
Für Adele Flesch finden sich keine Einträge in den Berliner Adressbüchern. In der Neuen Königstraße 91 wohnen in der fraglichen Zeit die jüdischen Mieter: Arendt, Aron, Landsberger und Schäfer. Laut Vermögenskartei wohnt sie 1942 bei ihrer Schwester Franziska Berkowicz in der Lothringer Str. 55.
5, 6
Deportation
14.09.1942
4
Ort
Theresienstadt
2, 4
Gestorben
17.10.1942
2
Todesursache
Erfroren
2
 
Der Transport mit der Zugnummer Da 514 hatte 1000 Insassen. In diesem Transport befand sich u.a. das ganze Altersheim Iranische Straße 3 und das Taubstummen- und Blindenheim Weißensee. Es gab 57 Überlebende.
4

Name / Geburtsname
Bock
1, 2
Vorname
Rudolf
1, 2
Geburtsdatum
14.02.1875
1, 2
Geburtsort
Luckau (Nd.Lausitz)
1, 2
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Martha geb. Laboschin in Meseritz, Krs. Pless, *4.6.1882. Am 6.12.1941 nach Riga deportiert.
13
Kinder
Eltern
Lippmann Bock
Lina Bock geb. Braun
In Luckau wohnte die Familie in der Hauptstr. 55.
10
Meldeadresse
Hamburg
1
Beruf
Verzugsadresse
  RAD
Die letzte Anschrift in Hamburg war Rutschbahn 25a in Rotherbaum. Dort befand sich von 1904 bis 1942 ein jüdischer Wohnstift – Minkel Salomon David Kalker-Stiftung für Freiwohnungen. Die vier Häuser trugen die Adresse Rutschbahn 25 a. Ab Frühjahr 1942 waren auch die Häuser des Kalker-Stifts »Judenhäuser«. Bis zum April des Jahres mussten fast alle von der Gestapo erfassten Juden in Häusern des Religionsverbandes untergebracht sein. Diese Häuser wurden dann von der Gestapo »Judenhäuser« genannt. Von dort aus wurden diese Menschen in die Konzentrationslager deportiert.
Deportation
6.12.1941
1, 2
Ort
Riga-Jungfernhof
1, 2, 4, 13
Gestorben
verschollen
2
Todesursache

 
Am 5.12.41 mussten die für den Transport ausgewählten Opfer im Gebäude der Provinzialloge in der Moorweidenstraße 36 erscheinen und dort nächtigen. Am Morgen des 6.12.41 wurden sie von Angehörigen des Reservebataillons 101 auf Lastwagen verladen und zum Bahnhof Sternschanze gebracht. 753 Männer, Frauen und Kinder bestiegen den Zug. Neben den Hamburger Juden wurden auch Juden aus Niedersachsen und Danzig deportiert. Das Durchschnittsalter betrug 48 Jahre. Der Transport kam am 9.12.41 in Riga an. Deren Insassen wurden zunächst in das Außenlager Jungfernhof gebracht, weil im Ghetto die »Räumungsaktion« noch nicht abgeschlossen war. Am 30.11 und am 8.12.41 wurden 27.500 lettische Juden ermordet, um Platz für die »Reichsjuden« zu machen. Jungfernhof war ehemals ein Gut mittlerer Größe. Man schätzt, dass in den Wintermonaten ca. 800 Insassen den unhaltbaren Verhältnissen zum Opfer fielen. 35 Personen des Transportes haben den Krieg überlebt.
4, 13

Name / Geburtsname
Simon, Blau
1
Vorname
Alexander
1
Geburtsdatum
10.06.1867
1
Geburtsort
Waldow Kreis Luckau
1
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Blonde geb. Wolff
Kinder
Eugen Moritz geb. 28.04.1896 in Berlin, Beruf Bankbeamter
Am 29.11.1942 wird er nach Auschwitz deportiert
Eltern
Henriette Blau
geb. 1845 in Rosenthal (Soldin)
Kasper (Karl) Simon (Adoptivvater)
5
Meldeadresse
Berlin
Prenzl. Berg
Pasteurstraße 11
5
Beruf
Agent
Kaufmann
6
Verzugsadresse
  RAD
Beglaubigungsersuch vom 27.12.1938 nach Luckau.
Im Adressbuch von Berlin erscheint letztmalig 1940 der Eintrag von A. Simon unter Alex Simon.
5, 6
Deportation
Ort
KZ Sachsenhausen
2, 9
Gestorben
19.08.1942
2, 9
Todesursache
?

 
Anfang 1942 gab es im KZ Sachsenhausen ca. 480 jüdische Häftlinge, die im Block 38 und 39 untergebracht waren. Im Mai kam noch eine größere Gruppe dazu. Alexander Simon trägt die Häftlingsnummer 042809 und ist im Block 39 untergebracht. In einer Vergeltungsaktion wurden am 28. und 29. Mai 250 jüdische Häftlinge ermordet. Sie galt der Widerstandsgruppe Baum, die am 18.05.42 Teile der Hetzausstellung „Das Sowjetparadies” in Brand setzten. Es wurden aber immer auch wieder Menschen hingerichtet, die keine Lagerinsassen waren. Im Oktober 42 soll ein Transport mit fast allen jüdischen Häftlingen nach Auschwitz gegangen sein. Wahrscheinlich ist, das sie Ende Nov. oder Anfang Dez. deportiert wurden. Die Lagerkommandantur teilt dem Standesamt Oranienburg am 21.08.42 mit, dass Alexander Simon an Herz- und Kreislaufversagen gestorben ist. Am 13.01.1943 teilt die Geheime Staatspolizei der Finanzdirektion Berlin mit, dass das Vermögen von Alexander Simon eingezogen werden kann.
4, 5, 7, 9

Name / Geburtsname
Schoenlank
2, 5
Vorname
Jenny
2, 5
Geburtsdatum
04.05.1862
2, 5
Geburtsort
Rietzneuendorf
5
Abstammung
JJJJ
Heirat
ledig
Ehepartner/in
Kinder
Eltern
Schoenlank, Benjamin
Charlotte geb. Friedeberg
5
Meldeadresse
Rietzneuendorf, Dorfstraße 61
5
Beruf


Verzugsadresse
  RAD
Jenny Schoenlank wohnte als letztes Familienmitglied ihrer großen Familie in Rietzneuendorf. Von ihren Geschwistern lebten 1939 ihr Bruder Siegmund in Berlin und ihre Schwestern Henriette Wolff in Cottbus und Bianca Heinrich in Zerpenschleuse. 1939 muss sie ihr 1650 m2 großes Wohngrundstück verkaufen. Am 24.05.1939 bestätigt der Notar Fricke in Luckau den Kaufvertrag mit dem Kaufmann und Bäcker Paul M. aus Briesen. Gemäß des § 8 der Verordnung über den Einsatz jüdischen Vermögens, wird J. Schoenlank gezwungen, den Kaufpreis auf ein Sperkonto bei einer Devisenbank einzuzahlen. Anfang 1943 muss sie ihre Vermögenserklärung ausfüllen. Am 01.06.1943 wird ihr gesamtes Vermögen für eingezogen erklärt. Im Meldebuch von Rietzneuendorf-Friedrichshof ist am 04.06 1943 festgehalten, dass J. Schoenlank wohnhaft in der Dorfstraße 1 als Mieter, zwecks Abwanderung abgemeldet ist. Am 5.6.1943 unterschreibt Jenny Schoenlank in Rietzneuendorf einen Heimeinkaufvertrag für Theresienstadt. Für den Transport und die Pflege werden ihr 200,- RM in Rechnung gestellt. Ihr restliches Vermögen muss sie an die Reichsvereinigung der Juden abtreten, damit auch hilfsbedürftige Personen „unterstützt” werden können. Der Bescheid zur Vermögenseinziehung wird ihr am 11.06.43 zugestellt. Sie wohnt zu dieser Zeit im Altersheim Berlin N4, in der Großen Hamburgerstr. 26. Im Februar 1944 wird die letzte landwirtschaftliche Fläche (3620 m2) „verwertet”. Das Amtsgericht Luckau empfiehlt, sie für 150 RM an Frau Erna K, geb. D. zu verkaufen, da sie schon andere Grundstücke der Jüdin Schoenlank erworben hat. Am 21.03.44 fragt Regierungsrat Dr. Körber vom Finanzamt Luckau bei der Vermögensverwertungsstelle in Berlin an, ob die in Gewahrsam genommenen Gebrauchsgegenstände der abgeschobenen Schoenlank bald einer Verwertung zugeführt werden können. Er sieht diesbezüglich Bedarf bei Gefolgschaftsmitgliedern des Finanzamtes. Im August 1943 erhalten des Finanzamt und das Reserve-Lazarett 102 in Luckau die verwertbaren Gegenstände. Der Hausrat wird anderweitig verteilt.
5
Deportation
16.06.1943
2
Ort
Theresienstadt
2
Gestorben
in Theresienstadt
Todesursache
?
 
Mit 81 Jahren wird Jenny Schoenlank am 16.06.43 nach Theresienstadt deportiert. Der Transport trug die Bezeichnung I/96 und hatte 428/430 Insassen. Mit diesem Transport räumte man das Jüdische Krankenhaus Iranische Straße im Stadtbezirk Wedding. Mit dem Abtransport der liegend Kranken und den letzten »Volljuden« der Berliner Jüdischen Gemeinde wurde die Jüdische Gemeinde von der Gestapo als nicht mehr existent erklärt. 84 Menschen überleben den Krieg.
4

Name / Geburtsname
Pohl, Levit
2, 5
Vorname
Ottilie Taube
2, 5
Geburtsdatum
14.11.1867
2, 5
Geburtsort
Schönwalde
2, 5
Abstammung
JJJJ
Heirat Ehepartner/in
Wilhelm Herrmann
verstorben 1915
5
Kinder
Fritz und Gertrud
5
Eltern
Moritz (Meyer) Levit
Friederike, geb. Zirker
5
Meldeadresse
Berlin NW 87
Beusselstr. 43
5
Beruf
Putzmacherin
5
    RAD
In jungen Jahren kam Ottilie Pohl nach Berlin. 1887 wohnt ihr Vater in der Palisadenstraße 52 im Stadtbezirk Friedrichshain. Wegen Schulden bei der Gerichtskasse Luckau wird im Februar 1887 bei ihm eine Pfändung durchgeführt. Es wird festgestellt, dass keine Pfandobjekte vorhanden sind.
Ottilie schloss sich schon früh der sozialistischen Bewegung an. Zuerst trat sie dem Bildungsverein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse bei. Nach dem Fall des Sozialistengesetz (1890), als es dann den Frauen erlaubt war sich politisch zu organisieren, wurde sie sofort Mitglied der SPD. Jahrzehntelang wirkte sie in Moabit als führende Funktionärin, war einige Jahre Stadtverordnete und saß im Aufsichtsrat der Konsumgütergenossenschaft. Während des Krieges 1814-1817 war sie aktiv an der Verteilung der Spartakusbriefe in Moabit beteiligt. Die Anlieferung aus dem Zeitungsviertel Alte Jakobstraße wurde durch ihren Sohn Fritz ausgeführt. In der illegalen Zeit arbeitete sie für die Rote Hilfe, bis sie im September 1940 verhaftet wurde. Vor dem Kammergericht Elsholzstraße wurde sie wegen Quartierbeschaffung eines aus dem Ausland eingetroffenen Instrukteurs verurteilt. Bis Ende 1941 saß sie im Frauengefängnis Kantstraße.
Am 15.10.1942 wird Ihr der Bescheid zugestellt, dass ihr Vermögen eingezogen ist. Am 17.11.1942 muss sie ihre Vermögenserklärung ausfüllen. Die Frage nach ihrer Konfession beantwortet sie mit -keine-.
5
Deportation
20.11.1942
2, 5
Ort
Theresienstadt
2, 5
Gestorben
02.12.1943
2, 5
Todesursache  
Mit dem 75. Alterstransport wird sie am 20.11.1942 nach Theresienstadt deportiert. In dem Transport mit der Bezeichnung I/79 befanden sich 100 Personen. Am 23.01.1943 wird das Inventar ihrer 2 Zimmer bewertet. Der Altmöbelhändler Wilke räumt am 13.04.1943 ihre Wohnung und veräußert das Inventar für 102,- RM.
2, 4, 5

Name / Geburtsname
Dresel
8
Vorname
Georg
8
Geburtsdatum
25.04.1862
8
Geburtsort
Luckau
8
Abstammung

Heirat

Ehepartner/in
Kinder
Eltern
Michaelis Dresel
Sophie geb. Hirsch
5
Meldeadresse

Beruf


Verzugsadresse
  RAD
Georg Dresel war Kaufmann und wohnte in Gera und Berlin. Zuletzt in der Barbarossastr. 53 in Berlin-Schöneberg. Am 29.03.1939 begeht er Selbstmord.
5, 6, 8

Name / Geburtsname
Hohenstein/Sussmann
1
Vorname
Margarethe
1
Geburtsdatum
12.08.1877
1
Geburtsort
Neu-Lübbenau
1
Abstammung
JJJJ
1
Heirat

Ehepartner/in
Sally geb. 1873 in Tuchel (Westpreußen),verstorben am 20.03.1925, in Lübben beerdigt
3
Kinder
Erich geb. 1903?
Martin geb. 19.12.1903 in Zwickau
Kurt geb. 02.11.1906
Heinz geb. 02.11.1906 in Luckau
3
 
Meldeadresse
Luckau in der NL.
Langestraße 46
1
Beruf
Einzelkauffrau
Verkauf von Konfektion und Wäsche in Lange Str. 47. Inhaberin und 2 Söhne als Angestellte.
5
Verzugsadresse
Abwanderungsziel
Mark-Brandenburg
Neu Lübbenau Abwanderungsdatum 24.09.1940
1
RAD

Das Geschäft der Fam. Hohenstein wurde in der Nacht vom 10.11.38 verwüstet. Nach der Pogromnacht lebte die Familie zum Teil versteckt in Luckau. Am 02.12.1938 stellte M. Hohenstein den Antrag für eine Unbedenklichkeitsbescheinigung zur Ausreise nach Peru (Südamerika). Ab dem 19.07.1939 hielten sie sich in Berlin (Neue Königstraße 22) bei Pottlitzer auf. Am 08.09.1939 erneuter Antrag mit dem Ziel Brasilien. Am 20.12.1939 waren sie offiziell nach Berlin verzogen. Am 19.07.1940 erneut Antrag auf Unbedenklichkeitsbescheinigung. Ein Antrag war für Martin Hohenstein ausgestellt. Alle Schreiben gingen nach Luckau. Am 27.03.42 interessiert sich noch mal die Finanzdirektion für M. Hohenstein. Sie erhebt die Forderung von 10,50 RM für die Bürgersteuer 1941.
3, 5, 6
Gedächtnisprotokoll von René Hohenstein, Sohn von Heinz Hohenstein: „Mein Vater wurde am 10. November 1938 festgenommen. Sie brachten ihn nach Theresienstadt. (Es handelt sich um Sachsenhausen, dass Ghetto Theresienstadt wurde 1940 eingerichtet. Anmerkung Autorin) Er erzählte immer, daß man ihm bei seiner Einlieferung sagte, daß er das Lager nur mit den Füßen zuerst, das heißt tot verlassen würde. Aber sie ließen ihn wenige Tage vor Weihnachten frei.. obwohl es unglaublich erscheint... damit er sich um den Laden kümmert, damit die Deutschen ihre Weihnachtseinkäufe machen können. Im Dezember 1938 fuhren Heinz, Kurt und Martin mit dem italienischen Schiff „Columbus” in Richtung Amerika. (Nach Aktenlage emigrierte Frau Hohenstein mit Sohn Martin 1941. Anmerkung Autorin) Sie kamen im Februar 1939 in Bolivien an. Über den peruanischen Hafen Matarani. Erich hatte Deutschland Anfang 1938 verlassen und war nach Brasilien gegangen. Er half ihnen aus Deutschland herauszukommen. Erich war verheiratet mit Gerda Bear. Sie gingen nach Brasilien, hatten keine Kinder und starben beide dort in den 70er Jahren. Martin heiratete Charlotte Simonson. Sie hatten keine Kinder. Sie starb 1961 in Cochabamba (Bolivien). Martin kehrte 1971 nach Deutschland zurück und heiratete dort erneut, Hildegard, die dieses Jahr (2007) in Berlin starb. Martin starb ebenfalls in Berlin, 1990. Kurt heiratete 1956 Vera Loewe und beide lebten in La Paz in Bolivien. Er starb (zufällig) in Buenos Aires und sie lebt in Costa Rica. Sie hatten keine Kinder. Meine Großmutter ist nie nach Deutschland zurückgekehrt, sie starb 1961 in Cochabamba in Bolivien.”
Mit der Familie Pottlitzer war Margarethe verwandt. Ihr Bruder Alfred war mit Johanna geb. Pottlitzer verheiratet. Alfred und Johanna hatten zwei Töchter, Irma und Ruth. 1935 hatte Irma Walter Oppenheim geheiratet, 1936 wird ihr Sohn Klaus David geboren.
Nach dem Novemberpogromen versucht auch die junge Familie Deutschland zu verlassen. Für etwa 20.000 jüdische Flüchtlinge ist die Ausreise nach Shanghai die einzige Möglichkeit. Shanghai fiel 1937 an das Kaiserreich Japan. Die Japaner forderten für die Einreise kein Visum. Lediglich zum Verlassen des Deutschen Reichsgebiets waren Visa erforderlich. Diese wurden von 1938-1940 unter anderem vom chinesischen Generalkonsul in Wien ausgestellt. Infolge des japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 wurde die Einreise nach Shanhai unmöglich. Familie Oppenheim hatte bereits im Dezember 1938 Tickets für die Hin- und Rückreise erworben. Im Mai 1942 schickt Irma eine Nachricht über das Internationale Rote Kreuz an Ihren Vater in Berlin. Im Antwortschreiben wird ihr mitgeteilt, dass Alfred Israel Sussmann verstorben ist. Alfred Elvius Sussmann, geb. am 12.05.1880 in Neu-Lübbenau stand auf den Deportationslisten von Berlin und starb am 19.10.1941 durch Freitod. Seine Frau Johanna beendet ihr Leben 4 Wochen später. 1947 reisen Irma und David Klaus nach Bolivien.

Name / Geburtsname
Weinberg
5
Vorname
Albert
5
Geburtsdatum
25.12.1889
5
Geburtsort
Berlin
5
Abstammung
Heirat

Ehepartner/in
Auguste
5
Kinder
3
 
Meldeadresse
Luckau in der NL.
Nordpromenade 2
(bis 1932)
5
Beruf
Arzt
Medizinalrat Dr.
5
Verzugsadresse

RAD

Dr. Albert Weinberg hatte eine Arztpraxis in Luckau. Als der Kreisarzt Medizinalrat Dr. Brietze am 01.04.1930 versetzt wurde, trat A. Weinberg seine Nachfolge an. Bereits 1932 emigrierte er unter Zurücklassung seiner nichtjüdischen Ehefrau und seiner Kinder. Später wurde als Zufluchtsland Palästina angegeben. Seine Frau Auguste wohnte weiterhin in dem gemeinsamen Haus Nordpromenade 2. Im Erdgeschoß war das Gesundheitsamt untergebracht, im Obergeschoss eine Wohnung vermietet. Mit dem "Gesetz über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens", vom 14.7.1933 , konnte das Verhalten von Juden (aber auch anderer nicht regimekonformer Bürger) als "staatsfeindlich" definiert und ihr Vermögen mittels einer entsprechenden Verfügung "zugunsten des Deutschen Reiches" eingezogen werden. Die vorhandenen Akten zeigen für die folgenden Jahre die akribische Erfassung der » Vermögensverwertung«. Vor Ort war der Kreisinspektor Kümmel eingesetzt, der diesbezüglich mit der Vermögensverwertungsstelle Berlin-Brandenburg in Berlin korrespondierte, da Albert Weinberg als Staatsfeind eingestuft worden war. Auch das Land Preußen stellte Ansprüche und wollte das Grundstück unentgeldlich übernehmen. Dies wurde aber abschlägig beschieden. Mit der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz (25.11.1941) wurde die Einziehung jüdischen Vermögens vereinfacht: Sobald ein Jude seinen „gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland” genommen und damit die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hatte – was bei Deportation und Auswanderung zutraf –, verfiel sein Vermögen dem Reich, ohne dass es noch einer Einziehungsverfügung bedurfte. Am 19.02.42 wird festgehalten, dass die Immobilie an das Reich (vertreten durch den Reichsfinanzminister) übergegangen ist. Das Haus wird weiterhin an das Gesundheitsamt vermietet. Am 16.04.1943 wird die der Familie Weinberg gehörende Wiese am Rögraben an den Landwirt Ewald R. zu Luckau verkauft. Der am Haus liegende Garten wird an den städtischen Arbeiter Ernst H. verpachtet. Gemäß dem Gesetz vom 14.07.1933 wird am 26.01.1944 erklärt, dass das Grundstück und das Vermögen eingezogen ist. Frau Weinberg und ihre 3 Kinder zogen nach Berlin. Mit der Rückübertragung des Grundstücks nach der Wende wurde es an den CVJM-Ostwerk (Christlicher Verein Junger Menschen) verkauft.
5, 12